Full text: Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse

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lehre anfertigen und deutsche Sagen und Heldenlieder sammeln ließ. 
Handel und Gewerbe förderte er durch gleiches Maß und Gewicht, 
durch Anlegung von Wegen, Brücken, Kanälen und Handelsplätzen, 
dre Baukunst durch den Bau von Kirchen, Palästen, Brücken, Leucht- 
thürmeu und Badeanstalten, die Landwirthschaft durch seine Muster- 
meiereien, denen er die größte Sorgfalt widmete. — Sein Ruhm er¬ 
scholl in alle Welt. Der berühmte Kalif Harun al Raschid in Bag¬ 
dad sandte ihm Geschenke, z. B. eine kunstvolle Wafferuhr und einen 
gelehrigen Elefanten. Karl schickte dagegen feine Pelze und dressirte 
Hunde und Pferde. 
7. Karl's Tod und Begräbnis 814. Karl weilte am liebsten 
in Aachen. Dort ließ er seinen einzigen Sohn Ludwig krönen, nach¬ 
dem er ihn ermahnt, Gott zu fürchten, sein Volk zu lieben, die Armen 
zu unterstützen, getreue Beamte einzusetzen und sich vor Gott und der 
Welt unsträflich zu erhalten. Kurze Zeit darauf ward er krank und 
starb im 70. Lebens- und 46. Regierungsjahre nach Empfang des heil. 
Abendmahls mit den Worten: Vater, in deine Hände befehle ich meinen 
Geist!" Sein Leichnam wurde einbalsamirt und im kaiserlichen 
Schmucke aus einen goldenen Stuhl in einer Gruft des Domes zu 
Aachen gesetzt. Die Krone auf dem Haupte, das Evangelienbuch auf 
den Knien, die Pilgertasche an der Hüfte, Szepter und Schild zu 
Füßen, die Gruft mit Spezerei gefüllt: so fand ihn Kaiser Otto III. 
im Jahre 1000, als er die Gruft öffnen ließ, um sich an dem Anblick 
des großen Todten zu begeistern. 
8. Seine Nachfolger. Ludwig der Fromme war zu schwach 
für die Regierung eines so gewaltigen Reiches. Die Geistlichen, Die 
Großen des Reiches und seine eigenen Söhne entwanden ihm die 
Zügel. Nach einem Leben voll Unruhe, Schmerz und Schmach starb 
er auf der Flucht vor einem seiner 3 Söhne. Zwischen den Söhnen 
brach ein Bruderkrieg aus, der 843 mit dem Vertrage zu Verdun 
endete: Lothar bekam Italien mit der Kaiserwürde, Karl der Kahle 
Frankreich, Ludwig Deutschland. In dieser Zeit hatte Deutschland un¬ 
säglich von den unbändigen Normannen zu leiden. Aus der Nord- und 
Ostsee kamen sie wie Sturmvögel aus ihren leichten Fahrzeugen in den 
Flüssen stromauf bis in das Herz Deutschlands. Sie raubten Menschen, 
Vieh und Waaren und verwüsteten, was sie nicht mit fortschleppen 
konnten. So plünderten sie Köln und verbrannten Hamburg. An der 
Elbe und Donau trieben es die Wenden und Ungarn nicht besser. 
Die Unordnung und das Unglück wuchsen von Jahr zu Jahr, und der 
letzte Karolinger, Ludwig das Kind, starb 911 weinend über das 
Elend des Reiches.
	        
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