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haben: „Ein Kaiser muss Wort halten, und eines Kaisers Wort soll man
nicht drehen und deuteln!" Der herrlichste Hohenstanfe war Friedrich I.,
den die Italiener wegen seines röthlichen Bartes Barbarossa nannten.
2. Sein Charakter war in jeder Weise eines Kaisers würdig,
seine Gestalt mittelgroß, wohlgebildet und von edler Haltung, das
Haar blond, die Haut weiß, die Wangen roth, das Auge blau und
heiter, jedoch im Zorne flammengleich. Er war in allen ritterlichen
Künsten Meister und noch im Alter gewandt und kräftig wie ein Jüng¬
ling. Sein Geist war gebildet, sein Urtheil scharf, sein Gedächtnis
untrüglich. Gegen Feinde war er streng, gegen Reuige versöhnlich,
gegen Hülssbedürftige mild und wohlthätig, gegen Alle gerecht. Das
Streben seines Lebens war auf die Wiederherstellung der vollen
Kaisergewalt gerichtet.
3. Seine 6 Züge nach Italien. Nachdem Friedrich in Deutsch¬
land Ordnung geschafft, viele Raubburgen gebrochen und selbst fürst¬
liche Räuber durch die Strafe des „Hundetragens" beschimpft hatte,
zog er nach Italien, um dort die reichen, unabhängigen Städte, voran
das hochmüthige Mailand, seiner Botmäßigkeit zu unterwerfen.
Nach manchen Wechselfällen des Glückes wurde Mailand zerstört und
die trotzige Bürgerschaft gezwungen, barfuß, mit Stricken um den
Hals, Asche auf den Häuptern und Kreuzen in den Händen am Throne
des Kaisers Unterwerfung zu geloben. Während jedoch Friedrich in
Deutschland seine Regentenpflichten übte, wurde Mailand wieder auf¬
gebaut und unter Leitung des klugen und streitkundigen Papstes
Alexander III. ein großer Städtebund gegen ihn zu Stande ge¬
bracht. Friedrich eilte mit Kriegsmacht nach Italien und stand, den ge¬
rüsteten Feinden gegenüber. Da versagte sein Jugendfreund', der
übermächtige Welfe Heinrich der Löwe, den Gehorsam, „weil er den
Bann fürchte und die Gebrechen des Alters spüre." Friedrich bat und
beschwor ihn, seine Ehre und des Reiches Heil zu bedenken, ja er fiel
vor ihm auf die Kniee, aber der Löwe blieb unbewegt. Da hob die edle
Kaiserin Beatrix ihren Gemahl aus und sprach: „Stehet aus, lieber
Herr, und gedenket dieses Tages und dieses Hochmuthes, und Gott
wird euch helfen \" Als der Welfe mit feinen Schaaren das Reichsheer
verlassen, gelang es der todesmutigen Tapferkeit der Städter, das
geschwächte Heer des Kaisers bei Legnano 1176 zuletzt gänzlich zu
besiegen. Sogar der Kaiser stürzte mit seinem Rosse und verschwand im
Getümmel. Erst nach 4 Tagen, als die Kaiserin schon Trauerkleider
angelegt hatte, erschien er, wie durch ein Wunder gerettet, bei den
Seinen. Hieraus wurde in Venedig Waffenstillstand und Friede ge¬
schlossen, worin zwar des Kaisers Oberhoheit anerkannt, den Städtern
aber ihre Freiheiten gelassen wurden. Dem Papste Alexander hielt
Friedrich den Steigbügel und küsste seine Füße.
4. Bestrafung des Verräthers. Durch den Spruch der Reichs-