Full text: Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse

— 20 — 
haben: „Ein Kaiser muss Wort halten, und eines Kaisers Wort soll man 
nicht drehen und deuteln!" Der herrlichste Hohenstanfe war Friedrich I., 
den die Italiener wegen seines röthlichen Bartes Barbarossa nannten. 
2. Sein Charakter war in jeder Weise eines Kaisers würdig, 
seine Gestalt mittelgroß, wohlgebildet und von edler Haltung, das 
Haar blond, die Haut weiß, die Wangen roth, das Auge blau und 
heiter, jedoch im Zorne flammengleich. Er war in allen ritterlichen 
Künsten Meister und noch im Alter gewandt und kräftig wie ein Jüng¬ 
ling. Sein Geist war gebildet, sein Urtheil scharf, sein Gedächtnis 
untrüglich. Gegen Feinde war er streng, gegen Reuige versöhnlich, 
gegen Hülssbedürftige mild und wohlthätig, gegen Alle gerecht. Das 
Streben seines Lebens war auf die Wiederherstellung der vollen 
Kaisergewalt gerichtet. 
3. Seine 6 Züge nach Italien. Nachdem Friedrich in Deutsch¬ 
land Ordnung geschafft, viele Raubburgen gebrochen und selbst fürst¬ 
liche Räuber durch die Strafe des „Hundetragens" beschimpft hatte, 
zog er nach Italien, um dort die reichen, unabhängigen Städte, voran 
das hochmüthige Mailand, seiner Botmäßigkeit zu unterwerfen. 
Nach manchen Wechselfällen des Glückes wurde Mailand zerstört und 
die trotzige Bürgerschaft gezwungen, barfuß, mit Stricken um den 
Hals, Asche auf den Häuptern und Kreuzen in den Händen am Throne 
des Kaisers Unterwerfung zu geloben. Während jedoch Friedrich in 
Deutschland seine Regentenpflichten übte, wurde Mailand wieder auf¬ 
gebaut und unter Leitung des klugen und streitkundigen Papstes 
Alexander III. ein großer Städtebund gegen ihn zu Stande ge¬ 
bracht. Friedrich eilte mit Kriegsmacht nach Italien und stand, den ge¬ 
rüsteten Feinden gegenüber. Da versagte sein Jugendfreund', der 
übermächtige Welfe Heinrich der Löwe, den Gehorsam, „weil er den 
Bann fürchte und die Gebrechen des Alters spüre." Friedrich bat und 
beschwor ihn, seine Ehre und des Reiches Heil zu bedenken, ja er fiel 
vor ihm auf die Kniee, aber der Löwe blieb unbewegt. Da hob die edle 
Kaiserin Beatrix ihren Gemahl aus und sprach: „Stehet aus, lieber 
Herr, und gedenket dieses Tages und dieses Hochmuthes, und Gott 
wird euch helfen \" Als der Welfe mit feinen Schaaren das Reichsheer 
verlassen, gelang es der todesmutigen Tapferkeit der Städter, das 
geschwächte Heer des Kaisers bei Legnano 1176 zuletzt gänzlich zu 
besiegen. Sogar der Kaiser stürzte mit seinem Rosse und verschwand im 
Getümmel. Erst nach 4 Tagen, als die Kaiserin schon Trauerkleider 
angelegt hatte, erschien er, wie durch ein Wunder gerettet, bei den 
Seinen. Hieraus wurde in Venedig Waffenstillstand und Friede ge¬ 
schlossen, worin zwar des Kaisers Oberhoheit anerkannt, den Städtern 
aber ihre Freiheiten gelassen wurden. Dem Papste Alexander hielt 
Friedrich den Steigbügel und küsste seine Füße. 
4. Bestrafung des Verräthers. Durch den Spruch der Reichs-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.