Full text: Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse

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einem anfänglichen Siege würbe sein bentebnrstiges Heer von einem 
Hinterhalte überfallen unb vernichtet, er selber auf ber Flucht mit 
fernem Freunbe Friebrich von Österreich gefangen unb bem 
Thronräuber ausgeliefert. Nur einer ber Richter stimmte für seinen 
Tob, trotzbem würbe bieg Urtheil vollstreckt. Kourabiu saß mit feinem 
Freunbe beim Schachspiel, als ihm bas Tobesurtheil vorgelesen würbe. 
Gefasst bereitete er sich zum Tobe. Barfuß unb in Hembärmeln be¬ 
stieg er bas Schaffst, umarmte feinen Frennb, befahl feine Seele Gott 
unb legte fein schönes Haupt auf ben Block mit ben Worten: „O 
Mutter, welchen Schmerz bereite ich bir!" bann empfing er ben Tobes- 
streich. ^eirt Frennb schrie auf in namenlosem Schmerze, bann fiel 
auch fein Haupt. Das Volk zerfloss in Thränen, aber ber steinerne 
Anjou staub kalt hinter bem Fenster unb sah mit Befriebigung bas 
Enbe bes letzten Hohenstaufen. Doch auch ihn hat bie ewige Gerechtig¬ 
keit gefnnben. Ohne Frieben unb Freube verflossen seine Tage, unb 
burch bas Blntbab ber fizilianifchen Vesper würbe ihm bie 
Perle seines Reiches, Sizilien, entrissen. 
XI. Das Leben im Mittelalter. 
1. Tas Ritterthum. Die Hauptstützen ber Fürsten bei Kriegen 
waren bie Ritter. Sie kämpften zu Ross unb zu Fuß. Ein Panzer 
schützte Brust unb Rücken, ein Helm bas Haupt, ein Vifir bas Gesicht, 
bie Schienen Arme unb Beine. An ber Seite hing bas Schwert; bie 
Hcmb schwang bie Lanze; ein Schilb war bie Schutzwaffe. Die Füße 
schmückten golbene Sporen, ben Schilb ein Thierbilb als Wappen, ben 
Helm ein Zierrat als Kleinob. Die Ritter mussten eine lange Schule 
durchlaufen. Vom 7. Jahre ab lernten bie Ebelknaben als Pagen auf 
der Burg eines Ritters Dienst unb höfische Sitte. Im 14. Jahre 
würben sie durch Umgürtung eines Wehrgehenks vor bem Altar wehr¬ 
haft gemacht unb begleiteten nun ihre Herren als Knappen zu Jagb, 
Krieg unb Festen. Hatten sie sich bewährt, so erfolgte meist im 21. 
Jahre ber feierliche Ritterschlag. Am Altar musste ber junge Ritter 
geloben, bie Kirche zu ehren, bie Ungläubigen zu bekämpfen, bie Wahr¬ 
heit zu reben, bas Recht zu vertheibigen, im Dienste ber Fürsten unb 
Frauen treu unb gewärtig zu fein, Wehrlose, Witwen unb Waisen zu 
beschirmen. Dann erhielt er von einem Fürsten ober berühmten Ritter 
3 Schläge mit bem stachen Schwerte auf ben Nacken, erhob sich als 
Ritter unb bestieg fein Ross. Der Geist unb bie Pracht bes Ritterthums 
entfaltete sich bei ben Turnieren. Ein Platz war mit Sanb bestreut, 
von Schranken eingefasst unb von Schaubühnen überragt. Hier wur¬ 
den allerlei Waffenspiele vor ebleu Frauen unb tapfern Männern ge¬ 
halten. Herolbe übernachten bie Drbnung, unb eine Dame reichte 
enblich bem Sieger ben „Dank."
	        
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