Full text: Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse

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Zu mächtig aber doch kräftig und weise genug fei, um die Ordnung 
wieder herzustellen. Die Wahl fiel aus den Schweizer Grasen Rudolf 
von Habsburg, der einst den Erzbifchof von Mainz auf einer Reife 
nach Rom durch die Alpen geleitet und diesem gar wohl gefallen hatte. 
Bei Rudolfs Krönung in Aachen war das Szepter vergessen. Nasch 
besonnen nahm er das Kruzifix vom Altar und sagte: „Das Zeichen, 
in dem die Welt erlöst ist, mag auch wohl als Szepter dienen!" 
3. Seine Kämpfe. Rudolf wusste sich überall Achtung zu ver¬ 
schaffen. Alle Zeit und Kraft widmete er der Wiederherstellung der 
Ordnung in Deutschland. Um Italien kümmerte er sich nicht. „Ich 
sehe wohl die Fußtapfen derer, die glücklich hinein gekommen, nicht 
aber derer, die wohlbehalten heraus gekommen find \" pflegte er zu 
sagen. Der schlimmste Feind für Deutschlands Ruhe war der Böhmen¬ 
könig Ottokar, der Rudolf nicht anerkennen und das angemaßte Öster¬ 
reich nicht heraus geben wollte. Rudolf zog mit geringer Macht und 
ohne Geld gegen ihn. „Ich habe kein Geld in der Kriegskaffe als diese 
5 Schillinge," sagte er, „aber der Herr, der immer geholfen hat, wird 
auch jetzt^forgen!" Ottokar verlor in der Schlacht auf dem March- 
felde 1278 fein Leben, und Rudolf belehnte seine Söhne mit Österreich. 
So wurde er der Stammvater der Habsburger in Österreich. Im 
ganzen Reiche stellte Rudolf die Ordnung wieder her, indem er den 
Fehden Halt gebot, die Raubburgen zerstörte und die Raubritter 
hängen oder köpfen ließ, so in Erfurt auf einmal 29. 
4. Sein Charakter. Er war von hohem Wüchse, hatte eine 
große gebogene Nase, eine etwas dicke Unterlippe, viele Stirnfurchen 
und ein mildernstes Gesicht. Er trug beständig ein graues Wams, das 
er auf Kriegsfahrten selber flickte. Im Kriege theilte er alle Be¬ 
schwerden und Entbehrungen mit den Soldaten. Gegen Freund und 
Feind war er gerecht; jedem gestattete er auf feinen Reisen durchs 
Reich freien Zutritt; für alle Hilfsbedürftige hatte er eine offene 
Hand. Wie uneigennützig und redlich er war, das drückte das Volk da¬ 
durch aus, dass es von manchem seiner Nachfolger sagte: „Der hat 
Rudolfs Ehrlichkeit nicht l" 
5. Sein Ende. Die Wahl feines Sohnes Albrecht zum Kaiser 
konnte Rudolf auf einem Reichstage zu Frankfurt nicht durchsetzen. 
Gekränkt reiste der alte Kaiser ab. Auf der Reife erkrankte er, und als 
ihm die Aerzte nur noch wenige Tage Lebensfrist gaben, rief er: „Auf 
nach Speier, wo viele meiner Vorgänger begraben liegen!" Dort 
starb er, ward im Dome begraben und feine Gestalt in Lebensgröße 
auf dem marmornen Grabsteine abgebildet. 
XIII. Die Anhaltiner in der Mark Srandenbnrg 1134—1319. 
1. Die Bewohner der Mark. Zwischen Elbe und Oder, in 
dem Gebiete der Havel und Spree, wohnten ursprünglich Semnonen
	        
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