Full text: Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse

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gaben. Dazu bliesen ihnen Schwarmgeister wie Thomas Münzer, 
Pfeifer n. a. böses Feuer in Ohr und Herz. In hellen Haufen 
standen sie auf, zerstörten und verbrannten Burgen und Klöster, mis- 
handelten Adlige und Geistliche und verübten allerlei Gräuel. In 
Süddeutschland warf der Truchsess von Waldburg die Aufstände mit 
unmenschlicher Härte nieder; in Thüringen wurden die Bauernhaufen 
bei Frankenhausen geschlagen, Münzer gefangen und in Mühl¬ 
haufen hingerichtet. In Sachsen blieb alles ruhig, aber das Land ver¬ 
lor seinen edlen Fürsten, Friedrich den Weisen, durch den Tod. 
Tollen Unfug trieben die Wiedertäufer in Münster. Sie ver¬ 
trieben den Bischof, führten Gütergemeinschaft und Vielweiberei ein 
und richteten das „neue Jerusalem" auf. Endlich wurde die Stadt er¬ 
obert und die Urheber der Frevel mit einem grausamen Tode bestraft. 
9. Luthers Tod. Die Reformation breitete sich immer weiter 
aus, aber mit Schmerz sah Luther, wie viele Fürsten nur resormirten, 
um über die Kirche zu herrschen und ihre Güter einzuziehen, und wie 
Viele durch Uneinigkeit und ungeistliches Leben Ärgernis gaben. Er 
wurde von den Grafen zu Mansfeld nach Eisleben berufen, um einen 
Streit zu schlichten, erkältete sich aber bei der Fahrt über die aus¬ 
getretene Saale, erkrankte und starb den 18. Februar 1546 in seiner 
Geburtsstadt. Mit großer Feierlichkeit wurde die Leiche nach Witten¬ 
berg gebracht und in der Schlosskirche beigesetzt. Nachdem Melanchthon 
noch viel Unruhe und Schmerz erfahren, bekam er 1560 seine Mhe- 
stätte an der Seite feines Freundes. 
10. Der Schmalkaldische Krieg. Nachdem Karl der V., in 
dessen Reich die Sonne nicht unterging, den ehrgeizigen Franzosenkönig 
Franz I. in 4 Kriegen besiegt, den Raubstaat Tunis erobert und 22,000 
Christensklaven befreit hatte, gedachte er die Fürsten des schmalkaldischen 
Bundes zu unterwerfen und die lutherische Ketzerei auszurotten. Durch 
Uneinigkeit und Zaghaftigkeit gaben ihm die Bundesgenossen leichtes 
^Lpiel. Siegreich drang er bis an die Elbe vor und bekam nach der 
Schlacht bei Mühlberg 1547 beide Häupter des protestantischen Bun¬ 
des, Philipp von Hessen und Johann Friedrich von Sachsen, gefangen 
in seine Hände. Als der blutende Johann Friedrich den Kaiser „Aller¬ 
gnädigster Kaiser!" anredete, fuhr ihn dieser an: „So? bin ich das 
uuu? Ihr habt mich lauge nicht so geheißen!" Der unglückliche Fürst 
sprach: „Ich bin Euer Majestät Gefangener und bitte um fürstliches 
Gefängnis!" Der Kaiser sprach: „Ihr sollt gehalten werden, wie Ihr 
es verdient!" Den Seinen schrieb er: „Ich kam, sah und Gott siegte!" 
Als man ihm an Luthers Grabe rieth, die Ketzerleiche zu verbrennen, 
sagte er: „Lasset ihn ruhen, er hat seinen Richter gefunden l" Über 
die Zustände in Sachsen äußerte er: „Wir haben es in diesen Landen 
anders gesunden, als uns gesagt worden ist!" Seinem Bundesgenossen 
Moritz von Sachsen gab er die Kurwürde und ein großes Stück des
	        
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