Full text: Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse

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liefern, und sog das,Land aus. Darauf ergriffen die Sachsen unter der Anfüh¬ 
rung des Herzoges Otto von Bai ern und des jungen Herzoges Magnus 
von Sachsen die Waffen, wurden aber von der Uebermacht der Franken, 
welche Adelbert in großer Schnelligkeit zusammengezogen hatte, besiegt, ge¬ 
fangen genommen, der Reichslehen beraubt und auf ein festes Schloß in 
strenge Verwahrung gebracht. Unterdessen war Heinrich herangewachsen 
und hatte sich mit der Tochter des Markgrafen von Susa, Bertha, 
vermählt, allein in kurzer Zeit ward er ihrer überdrüssig, stieß sie von sich 
und verlangte geschieden zu sein. — Bald darauf starb Adelbert. Hanno 
war von der Reichsverwaltung jetzt ausgeschieden und Heinrich hatte den 
Erzbischof von Mainz zum Reichsverweser angenommen, dem er den Zehent 
von ganz Thüringen verlieh. Die Thüringer, welche von dieser beschwerlichen 
Abgabe bisher frei waren, zeigten sich darüber erbittert und widersetzten sich 
seiner Anordnung, doch ohne etwas gegen ihn ausrichten zu können. Hein¬ 
rich ließ auf allen hohen Bergen in Sachsen und Thüringen feste Schlösser 
bauen, die Reichen mußten die Kosten dazu bezahlen, die Armen, Leibeigenen 
und Freien mußten Hand anlegen und Frohndienste leisten; den Besatzungen 
dieser Schlösser aber (die nicht, wie sonst gewöhnlich, aus Eingeborenen, 
sondern aus Franken und Schwaben bestanden) erlaubte er, die nöthigen 
Lebensmittel in der umliegenden Gegend mit Gewalt zu sammeln. Ein 
solcher Hohn brachte die freien und muthigen Sachsen zur offenen Empö¬ 
rung, und bald war ein Heer von 60,000 streitbaren Männern zusammen¬ 
gebracht. An ihrer Spitze stand der Herzog Otto von Baiern, welcher 
bereits die Freiheit wieder erlangt hatte. Einige Fürsten übernahmen es, 
dem bedrängten Könige, der sich auf das feste Schloß Harzburg zurückge¬ 
zogen hatte, beizustehen und die Sache in Güte auszugleichen. Allein die 
Sachsen standen von ihrem Vorhaben nicht ab und schlossen die Harzburg 
so enge ein, daß der König nur mit der größten Gefahr durch unwegsame 
Wälder sich retten konnte. Als er darauf zu dem versammelten Heere 
kam, flehte er die Fürsten, unter welchen der Herzog Rudolf von Schwa¬ 
ben der vornehmste war, inständigst um Beistand an, indem er versicherte, 
daß er nichts anderes wolle, als die verhöhnte Ehre des Königes an 
Empörern rächen. Allein die deutschen Fürsten wollten doch nicht sogleich 
gegen bie Sachsen und Thüringer aufbrechen und riechen, noch einmal 
Friedensunterhandlungen zu versuchen. Die Sachsen legten aber die Waffen 
erst dann nieder, als der König versprochen hatte, seinen Lebenswandel zu 
bessern, seine Gemahlin Bertha wieder zu sich zu nehmen, den Sohn ihres 
Herzoges Magnus frei zu lassen und die festen Schlösser, die er hatte 
erbauen lassen, niederzureißen. Heinrich mußte einwilligen und gab nach 
langem Zaudern auch den Befehl, die prächtige Harzburg zu zerstören. 
Die benachbarten Einwohner vollzogen den Befehl mit blinder Wuth, legten 
Alles in Trümmern, schonten weder des königlichen Palastes, noch der Grab¬ 
mäler, plünderten Schätze, stürzten Altäre um und verwandelten rasch die 
Weltgeschichte, ll. , ,
	        
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