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Die Zeit der Auflösung in Staat und Kirche.
canern geleiteten Jnquisitionsgerichte schleppte. Nur die
Niederlande widerstanden in mannhaftem Befreiungskampf den
politisch-religiösen Bedrückungen der spanischen Gewaltherrschaft
und lösten sich zugleich vou ihr und zu selbständigem Dasein vom
Reiche los, während dagegen in Frankreich die Schrecken der
Religionskriege und der Bartholomäusnacht über die Anhänger
des Neuen hereinbrachen, sie hinmordeten oder vaterlandslos
ins Elend Hinaustrieben.
Solchen gewaltsamen Bewegungen gegenüber zeigt die
Geschichte Deutschlands iu der zweiten Hälfte des 16. Jahrh,
einen weit ruhigeren Verlauf. Kärl's V. Nachfolger, Ferdi-
1556-1564. nani» 1.(1556 — 64) und Maximilian II. (I 564
bis 7 6), fanden ihr politisches Interesse, der Letztere zugleich die
Befriedigung seines eignen duldsamen, den protestantischen Be¬
strebungen mehr zuneigenden Charakters darin, alle Auf¬
reizung der religiös aufgeregten Gemüther zu vermeiden und es
zu blutigen Gewaltthaten, wie in den Niederlanden und Frank¬
reich, nicht kommen zu lassen. Gleichwohl gelangte die katho¬
lische Kirche auch in Deutschland wieder zu bedeutendem
Aufschwung. Dreierlei wirkte zu dieser Wiedererstarkung des
Katholicismus zusammen: die mehr in der Stille, aber mit
großem Erfolg wirkende Thätigkeit der Jesuiten, die innere
Kräftigung der katholischen Kirche seit dem Tridentiner
Concil und die Spaltung, welche unter den Protestanten
selber im Reiche bestand.
§ 17 5. Von dem Spanier Ignatius Loyola, einem
baskischen Edelmann, in Verbindung mit einigen gleichgestimmten
Männern im I. 1534 zunächst mit der ausgesprochenen Absicht
gestiftet, in völliger Armuth ihr Leben in Jerusalem der Pflege
der Christen oder der Bekehrung der Sarazenen zu widmen, oder,
salls beides unmöglich sei, dem Papstthum, gleichviel an welchem
Drt, ohne Lohn und Bedingung, zu dienen, verzweigte sich der
Orden Jesu nach seiner Bestätigung durch Paul III., 1540,
in raschem Wachsthum durch alle Länder. Seine erste und letzte
Ausgabe war die Vernichtung des Protestantismus uud die ruhe¬
lose Förderung der Interessen des Papstthums. Durch das