Die Germanen vor der Völkerwanderung.
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beä Teutoburger Walb es. Da auf einmal begann esstchanf
allen Höhen zu regen, mit ben Schrecknissen ber Natur stürzten
bie Geschosse ber Deutschen auf bie bahinziehenben Römer herab.
Furchtbar wüthete ber Tob in ihren Reihen, bret Tage lang.
Kein Entrinnen gab es unb kein Erbarmen. Varus selber stürzte
sich in bet Verzweiflung ins eigne Schwert. (Ausruf bes Kaisers
Augustus: „Varus, Varus, gieb mir meine Legionen roicbcc!")
§ 13. Durch biese Befreiungsschlag im Teutoburger Walbe
war Roms Herrschaft auf beutschem Boben vernichtet. So grnnb-
los bie Befürchtungen ber Römer waren, bie Deutschen möchten
ben Erfolg zu Einfällen in römisches Gebiet benutzen, so wenig
gelang es in Zukunft ihren kriegerischen Unternehmungen, wieber
festen Fuß im Innern Deutschland zu fassen. Den Rachekrieg
gegen bie Germanen Übernahm bes Drufus Sohn Germaniens
mit brei Zügen in bas nörbliche Dentschlanb (14 —16 n. Chr.).
Der erste (14) war kurz unb enbigte nach Ver- 14-16 n. Chr.
Wüstungen im Lanbe ber Marsen mit bem Rückzüge ber Römer
an ben Rhein. Aber im nächsten Jahre (15) kam Germaniens
wieber, von bem verrätherischen Segestes, bem Vater von bes
ArmiuiusWeib Thusnelda, Herbeigerufen. Die letztere gerietb
in bie (Sefangenfcbaft ber Römer, unb nun flog Arminius burch
bas Lanb ber Cherusker, Krieg gegen Segestes, Krieg gegen bie
Römer verlangend. „Wenn Euch Vaterlanb unb Verwanbte unb
bie alte germanische Sitte lieber sinb, als Herren unb neue An¬
siedler, so folgt bem Arminius, ber Euch zum Ruhm unb zur
Freiheit, unb nicht bem Segestes, ber zu Schanbe unb Knechtschaft
führt!" So kam es zu einer neuen Erhebung. Germaniens
rückte zu Wasser unb zu Lande Heran. Flotte unb LanbHeer ver¬
einigten sich an ber Ems, unb allmählich vorbringend erreichte
man bas Schlachtselb ber Varianischen Niederlage, wo bie Ge¬
beine ber im Jahre 9 Erschlagenen bestattet wurden. Die Kämpfe
aber, welche Germaniens selber und sein Feldherr Eäcina mit
den Deutschen bestanden, waren zwar für diese nicht siegreich,
brachten aber die Römer wiederholt in solche Bedrängniß, daß sie
nur mit großer Mühe an den Rhein zurückkamen. Fast noch
schlimmer erging es ihnen auf dem dritten Zuge im I. 16.