Das fränkische Reich. 4 1
Ludwigs-Canal, erst von König Ludwig I. von Bayern zu
Stande gebracht).
■§56. Auch gegen die zahlreichen wendischen und sla¬
vischen Völker, die Abotriten in Mecklenburg, die Milzen,
Heveller k. im Brandenburgischen, die Sorben östlich der
thüringischen Saale, die Czechen in Böhmen, alle auf ursprüng¬
lich deutschem Boden, suchte Karl die Grenzen seiner Herrschaft
und der christlichen Kirche zn erweitern. Der Abolriten bediente
er sich dabei alö Bundesgenossen gegen die Milzen, zwang diese
zur Anerkennung seiner Oberhoheit, brachte auch die Sorben und
Czechen in gewisse Abhängigkeit; im Ganzen aber wies er durch
sein Vorgehen nur auf die großen Aufgaben bin, welche hier im
Osten dem deutschen Geiste gestellt waren. Er mußte in der
Hauptsache damit sich begnügen, diese feindlichen Völker von
Angriffen auf das Reich zurückzuhalten, und um dies zu erreichen,
besetzte er sogen. Marken, befestigte Grenzdistricte, mit deutschen
Ansiedlern, unmittelbaren Vassallen des Königs, unter dem mili¬
tärischen und administrativen Befehl von Markgrafen. Tiefe
Marken begannen am Adriatischen Meer (Friaut, Steiermark,
Avarische Mark [§ 55], Nordgau — zwischen Donau und
Fichtelgebirge —-, an Saale und Elbe die thüringischen und
sächsischen Marken) und zogen sich bis gegen die Ostsee. Den
Dänen gegenüber wurde die Norder-Eider als Grenze vertrags¬
mäßig festgesetzt.
§ 57. Nach Südwesten aber rückte Karl seine Monarchie
bis zum Ebro vor. Er machte nämlich auf Veranlassung ara¬
bischer (§ 46) Großen, Anhänger der Kalifen von Bagdad, im
I. 778 einen Feldzug nach Spanien, wo der Ommayade
Abdcrrhaman eine selbständige Herrschaft begründet Hatte
(späteres Kalifat von Cordova). In der Hoffnung, im Kampf
gegen die Ungläubigen, wie bei allen seinen Kriegsthaten, auch
wiederum der Kirche zu dienen, rückte Karl mit zwei Heeres¬
abtheilungen über die Pyrenäen, erreichte aber nur die Eroberung
einiger Städte wie Pampclona und Saragossa und des Landes
bis zum Ebro (die spanische Mark). Zu den Enttäuschungen,
die er von diesem unglücklichsten seiner Feldzüge mit heim nahm.