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machten, schloß er einen neunjährigen Waffenstillstand. Während
dieser Zeit legte er viele feste Plätze und Städte an, in welche der
9. Mann der freien Landbewohner ziehen mußte, daher auch Heinrich
der Städteerbauer genannt wird. Er verbesserte insbesondere
auch das deutsche Kriegswesen durch Regelung des Reiterdienstes und
gründete zum Schutze gegen die Normannen die Mark Schleswig,
gegen die Daleminzier 928 die Mark Meißen, aus welcher nach¬
mals das jetzige Sachsen entstanden ist. Ans einem schön gelegenen
Berge an der Elbe erbaute er das Schloß Meißen, dessen alte
Mauern noch jetzt an die graue Vorzeit erinnern. Als nach Ablauf
jenes Waffenstillstandes die Gesandten der Ungarn kamen, den ver¬
sprochenen Tribut zu holen, sandte ihnen Heinrich einen räudigen
Hund mit dem Bemerken, daß, wenn sie einen anderen Zins haben
wollten, sie sich diesen selbst holen möchten. Natürlich mußte es nun
wieder zum Kriege kommen, in welchem aber die Ungarn zweimal,
am entschiedensten 933 bei Merseburg, geschlagen wurden. ■—
Heinrich starb 936. Ebenso kräftig und einsichtsvoll regierte sein
Sohn Otto I. (der Große, 936—973). Er brachte die Böhmen
und Polen zur Anerkennung seiner Oberhoheit und brach in allen
Ländern durch Anlegung von Bisthümern dem Christenthume Bahn.
— Als endlich auch unter ihm die Magyaren (Ungarn) einfielen,
vernichtete er durch die Schlacht auf dem Lechfelde bei Augsburg
955 deren Macht für immer. Von einer Partei gerufen, ging Otto
zweimal nach Italien, stellte dort die Ordnung wieder her, empfing
962 die lombardische Königskrone und wurde in Rom selbst zum
römischen Kaiser gekrönt, eine Würde, die nun auch bis zum Er¬
löschen des deutschen Reiches (1806) bei den deutschen Kaisern blieb.
Der Besitz von Italien trug zwar zur Förderung deutscher Cultur
wesentlich bei, hat aber Jahrhunderte hindurch Veranlassung zu den
blutigsten Kämpfen gegeben, in welchen Deutschland seine besten
Kräfte opferte. _ Unter Otto herrschte Sicherheit und Wohlstand im
Reiche. Die Silberbergwerke im Harze wurden entdeckt, Handel und
Gewerbe blühten. Sein Sohn Otto II. und sein Enkel Otto III.
waren der Aufgabe eines deutschen Kaisers nicht gewachsen. Noch
viel weniger war dies Heinrich II. oder der Heilige. Er zog drei¬
mal nach Italien, erbaute den Bamberger Dom und starb 1024.
Mit ihm erlosch das sächsische Kaiserhaus.
§♦ 24. Die fränkischen oder salischen Kaiser.
(1024—1125.)
Nach dem Aussterben des sächsischen Fürstenstammes kamen mit
Konrad II. die salischen oder fränkischen Herzöge auf den Kaiserthron.
Um die kaiserliche Macht zu stärken und die kleinen Vasallen gegen
die größeren zu schützen, stellte er die Erblichkeit der kleineren Lehen
durch Gesetze fest. Sein Sohn Heinrich III. oder der Schwarze
half dem zerrütteten päpstlichen Stuhle dadurch auf, daß er die
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