. südlich, nachdem die neue Verfassung zu Staude gebracht war,
ging die Nationalversammlung auseinander und eine neue, die gesetz¬
gebende Versammlung, trat an deren Stelle, in welcher säst lauter
unerfahrene, von revolutionärem ^chwindelgeiste ergriffene Männer
saßen, die nun mit aller Macht dahin arbeiteten, Frankreich in eine
Republik zu verwandeln. Man suchte den König' zu verdächtigen,
er Verbindung mit den Emigranten (Ausgewanderten),
welche an Oesterreich und Preußen Unterstützung gefunden hatten.
Er wurde genöthigt, diesen Mächten den Krieg zn erklären. Ein
österreichisch-preußisches Heer rückte iu Frankreich ein, wurde aber mit
Verluste zurückgedrängt (1792). In den Septembertagen
1792 brachen rasende Volkshaufen in die Gefängnisse ein und ermor¬
deten alle Königsfreunde mit grausamer Wuth, — über 7000 fanden
ihren Tod. Ilm die Hinrichtungen schneller vollziehen zu können,
t^fann man sogar die Guillotine (nach ihrem Erfinder, dem Arzte
Guillotin genannt). Ein Nationalconvent wurde zusammengerufen,
der über das Schicksal Frankreichs berathen und entscheiden sollte,
und dieser erklärte schon in feiner ersten Sitzung (21. September
1792) das Königthum für abgeschafft und Frankreich als eine
Republik.
§♦ 52. Schicksal der königlichen Familie.
Der unglückliche König Ludwig war schon den 13. August 1792
mit seiner Familie in den Tempel, einen alten Gefängnißthurm ab¬
geführt worden, wo sie die tiefsten Schmähungen und Kränkungen
ertragen mußten. Die Wächter waren schonungslos und roh, und
keinerlei Bequemlichkeit war ihnen gestattet. Alles aber ertrugen sie
mit der größten Geduld. Der König benutzte die meiste Zeit dazu,
seine Kinder zu unterrichten. Endlich wurde er vor den Convent
geführt und hier einer Unzahl Verbrechen angeklagt. Hauptsächlich
warf man dem schuldlosen Könige vor, er halte es mit den Feinden
Frankreichs und beabsichtige, gegen die Bürger Gewalt anzuwenden.
Trotz der klarsten Vertheidigung wurde er zum Tode verurtheilt.
Malesherbes, einer feiner Vertheidiger, war der Erste, welcher den
König davon benachrichtigte. „Gut", sprach er, „so bin ich doch nicht
länger in Ungewißheit. Ich schwöre, daß ich nie etwas Anderes,
als das Glück meines Volkes gewollt habe." — Er bat nur noch um
einen Beichtvater und um eine ungestörte Zusammenkunft mit feiner
Familie, von welcher er schon feit längerer Zeit getrennt war. Der
Convent bewilligte ihm eine zweistündige Frist. Welche Feder wäre
im Stande, die Scene des Abschiedes zu schildern! Laut jammernd
hingen die gebeugte Gattin Maria Antoinette (eine Tochter der
Kaiserin Maria Theresia) und die Kinder (ein Prinz und eine Prin¬
zessin) an dem unglücklichen Vater, dessen Schicksal sie soeben erst
erfahren hatten. Nachdem er noch feine Kinder gesegnet, kehrte er
tieferschüttert in fein Gefängniß zurück. Schon ehe der Morgen