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Luther 10 Monate verborgen und übersetzte die Bibel ins Deutsche.
Die Protestanten behaupten, daß dies die erste deutsche Bibel¬
übersetzunggewesensei; das ist nicht richtig, es gab schon vor Luther
über 20 Bibelausgaben in deutscher Sprache. — Während Luther
auf der Wartburg sich aufhielt, erregte sein Freund Karlstadt
in Wittenberg Unruhen durch Einführung der Wiedertaufe und
durch Bilderstürmers Luther verließ die Wartburg, ging nach
Wittenberg und predigte gegen Karlstadt. Nach dessen Vertrei¬
bung führte er mit Bewilligung des Kurfürsten mancherlei
Neueruugeu im Gottesdienste ein und stellte überall Geistliche aus
seinen Anhängern an. — (1. Ausbreitung der neuen Lehre.
Außer dem Kurfürsten von Sachsen führten noch andere Fürsten
aus verschiedenen Beweggründen im Laufe der nächsten Jahre
die neue Lehre in ihren Ländern ein, so der Landgraf von Hessen,
der Hochmeister Albrecht von Brandenburg in Preußen, die Kur¬
fürsten von Brandenburg und der Pfalz, die Könige von Dänemark
nnd Schweden. Auch mehrere Reichsstädte und viele von der
Ritterschaft traten zur Lehre Luthers über. In Süddeutschland,
der Schweiz und in Holland verbreitete sich die Lehre Zwinglis
und Kalvins, deren Anhänger sich Reformierte nannten.
Die Bistümer und Klöster wurden überall aufgehoben und die
Kirchengüter eingezogen. Das Ansehen und die Macht der
Fürsten wuchs dadurch, aber zwischen ihnen und den katholisch
gebliebenen Fürsten entstand bittere Feindschaft.
e. Versuche des Kaisers zur Herstellung der religiösen Einheit.
Kaiser Karl Y. gab sich große Mühe, die religiöse Einheit im deutschen
Reiche zu erhalten, aber er hatte schwere Kriege mit den Franzosen und
Türken zu führen und brauchte die Hilfe der Fürsten, weshalb er immer
nachgeben mußte. Auf verschiedenen Reichstagen wurden Beschlüsse gegen
die neue Lehre gefaßt, aber niemals durchgeführt. Gegeu den Beschluß
des Reichstages zu Speier (1529), alle fernern Neuerungen bis zu einem
allgemeinen Konzil zu unterlassen, protestierten die Anhänger Luthers,
woher sie den Namen „Protestanten" erhielten. Auf dem Reichstage zu
Augsburg (1530) überreichten die Protestanten ihr Glaubensbekenntnis; der
Kaiser antwortete mit dem Verbot aller Neuerungen. Da schlossen die
protestantischen Fürsten gegen den Kaiser den „Schmalkaldischeu Buud."
Mit Hilse des protestantischen Herzogs Moritz von Sachsen besiegte der
Kaiser (1546 und 1547) die „Schmalkaldener". Moritz fiel aber bald
von dem Kaiser ab, schloß sich wieder seinen Glaubensgenossen an und
verbündete sich mit Frankreich gegen den Kaiser. Die feste Stadt Metz
ging damals dem deutschen Reiche verloren. Der Kaiser mußte nachgeben