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Die Prosa.
Pompeius aber die Schwache» offen ausdeckt. (Beine Sprache drückt die tiefe
Entrüstung seines Gemüts über die inner» Schaden des geliebten Vaterlands
aus, erinnert in ihrer Gedrängtheit oft an Thucydides, beweist aber auch Ver¬
trautheit mit der Rhetorik und der griechischen und römischen Litteratur über¬
haupt. Wegen seiner tiefen Blicke in das römische Leben, der bündigen und
offnen Aussprache derselben und der körnigen Sentenzen hat er namentlich bei
den Kirchenschriftstellern das höchste Ansehn gefunden, warend seine Eigen¬
tümlichkeit, die in vieler Hinsicht einen Gegensatz zu Cicero bildet, ihm die
Studien der Grammatiker zuwandte *). — Einen Versuch der Römer auch die
griechische Geschichte naher zu bringen machte Cornelius Nepos in seinen
Biographien, zwar kritiklos und ungenau in Benutzung der Quellen, aber
nicht ohne scharfe Beobachtung für Sitten und Charaktere und in einer ein¬
fach natürlichen, acht römischen und in vieler Hinsicht mustergültigen
Sprache-). — Nun erwachte auch der Forschungstrieb in Betreff von Roms
Altertum und dies war dasFeld, auf welchemM. Terenti us Varrch den
Ruhm ausgezeichnetsten Fleißes und ausgebreitetster Gelehrsamkeit erwarb. Fast
keinen Gegenstand, für den damals einige Aufmerksamkeit herschte, gibt es,
dem er nicht seine fruchtbare Schrifstellerei^) zugewandt hatte, und für vieles
hat er selbst zuerst die Anregung gegeben. Seine Schriften über römische Al¬
tertümer, von denen ein sehr umfangreicher Theil die religiösen behandelte,
wurden durch die Menge ihrer gesammelten Nachrichten für alle Zeiten eine
Fundgrube, und nichts ist mehr zu beklagen, als daß uns mit Ausnahme der
Bücher von der lateinischen Sprache nurBruchstücke erhalten sind. SeineDar-
stellung war dabei kunstlos, aber klar und populär, wie wir denn von ihm den
ersten Versuch gemacht sehn, durch eingefügte Bilder die Anschauung zu för¬
dern^). Um die Chronologie erwarb sich ein wesentliches Verdienst der
treue Freund Ciceros T. Pomponius Atticus (annalis)^).
4. Die Rechtswissenschaft konnte natürlich nicht ruhn und P. M u -
cius Scavula (Cos. 133) und Serv. Sulpicius werden uns als solche
genannt, die auch litterarisch thätig die Grundsätze erläuterten und die Aus¬
legung der Gesetze und prätorischen Edikte förderten^). Allerdings konnte
der Wechsel des republikanischen Lebens noch nicht die Ruhe und Sicherheit
gewähren, die zur Vollendung der Wissenschaft notwendig war. Bezeichnend
ist aber dieThatsache, daß Cäsar eine ordnende und sichtendeZusammenstellung
der Gesetze beabsichtigte, ein Gedanke der auch Cicero beschäftigte^). Das
Staatsrecht behandelte mit philosophischem Geiste und umsichtigerBenutzung
des geschichtlich gegebnen M. Tullius Cicero in seinen Büchern vom Staat
und von den Gesetzen.
5. Wollen wir von der Philosophie reden, so könnten wir eine un¬
geheure Menge griechischer Schriften aus den verschiedensten Schulen, freilich
meist nur den Titeln nach, einige mit dürftigen Bruchstücken aufzählen. Unter
den Römern regte vielfach das Studium M. Derentius Varro, Anhänger
1) Des Q. Hortensins Annalen und des L. Lucceius, des Pompeianers,
Darstellung des Bürgerkriegs haben bei den Parteigenossen gewis Anerkennung ge¬
funden, aber schon der gänzliche Untergang ihrer L>chrifteu bezeugt ihren untergeord¬
neten Wert. Beruh. 591. — 2) Beruh. 591. — 3) S. 415 Am». 5. — 4) Man
zählt 70 Werke und mehr als 600 Bücher; doch lauten die Angaben der Alten auf
noch mehr., Gell. III 10, 17. Cic. ad Alt. XllT 18 bezeichnet ihn als liomo
TrodvygKcpcÖTO'zos- — 5) S. Beruh. 763 f. Bekanntlich werden auch die vitae des
Cornelius Nepos für ein Bilderbuch mit erzählendem Text gehalten. — 6) Beruh.
594. — 7) Beruh. 778. — 8) § 175.