Full text: Grundzüge der Geographie und Geschichte für Volksschulen

GrundMge der Geschichte. 
-A. Deut setz Lcrrrö. 
1. Die alten Deutschen. 
Das Land. Zur Zeit Christi erstreckte sich das Land der Deutschen 
von den Küsten der Ost- und Nordsee bis zu den Alpen und vom Rhein bis 
zur Weichsel. Ein großer Teil des Bodens war mit Wäldern bedeckt, in 
welchen Auerochsen, Bären, Elentiere und Wölfe hanseten. Aus den ange¬ 
bauten Stellen fand man Gerste, Hafer, Bohnen, Rettige und wildes Obst. 
Die Bewohner hatten blaue Augen und waren groß, stark und schön. 
In üppiger Fülle floß das goldgelbe Haupthaar bei Männern und Frauen 
hernieder. Während die Männer wollene Leibröcke oder Pelze trugen, er¬ 
schienen die Frauen in Leinengewändern. Der Knabe begleitete den Vater 
auf die Jagd und wurde, wenn er zum Jüngling herangereift war, in der 
Versammlung der Stammesgenoffen feierlich mit Schild und Lanze bewaffnet. 
Im Kriege bediente man ttch statt der Helme der Kopshäute wilder Tiere. 
Geweih und Hörner derselben ragten drohend über dem Kopfe empor und 
gaben dem Heere ein Grauen erregendes Ansehen. — Das Volk der alten 
Deutschen bestand aus Freien und Unfreien. Nur der freie Mann durfte 
Waffen führen, langes Haar tragen und in der Volksversammlung seine 
Stimme abgeben. Alle freien Leute hatten Grundbesitz; die Bestellung des 
Ackers lag den Knechten und Mägden ob, während die Frau, welche bei 
unsern Vorfahren eine hohe Stellung einnahm, das Hanswefen zu besorgen 
hatte. Jeder Fremde, der ein Obdach begehrte, wurde freundlich aufgenommen 
und bewirtet; denn die Gastfreundschaft war den Deutschen heilig. Verließ 
em Gast das Haus, so erhielt er auch noch ein Geschenk. Im Frieden lag 
der freie Mann oft auf der Bärenhaut und trank mit seinen Genossen den 
berauschenden Met. Dabei wurde gewürfelt und oft sogar die Freiheit ver¬ 
spielt. Aber auch über Krieg, Frieden und Familienangelegenheiten wurde 
beim Becher beraten. Doch prüfte man am nächsten Tage nochmals mit B^ 
]onnenheit, was gestern leichten Sinnes besprochen worden. 
Wodan. Der höchste Gott aller deutschen Stämme war Wodan, der 
Weitgeist:, von dem alle höchsten Güter und Gaben abhängen und der in 
Walhall (Himmel) seinen Wohnsitz hat. Auf einem Throne sitzend, schaut 
er aus feiner himmlischen Burg durch ein Fenster zur Erde nieder. Als 
Lenker der Schlachten reitet er, bewaffnet mit Helm, Panzer, Schwert und 
o e^r,cn?^ ^bißem Rosse, das die Luft durchfliegt und die Wasser überschreitet. 
Zwet Wölfe und zwei Raben folgert ihm als streitlustige Tiere zum Kampfe 
und stürzen sich aus die Leichen der Gefallenen. Die beiden Vögel find nicht 
sondern auch weife und klug; sie setzen sich dem Gotte auf die 
Ach]eln und sagen ihm alles ins Ohr, was sie sehen und hören. — Die im 
Kampfe Gefallenen werden durch die Walküren (Schildmädchen) auf Rossen 
tn Wodans himmlische Wohnung gebracht. Dort sitzen die Helden mit ihm 
an emer Tafel, essen Fleisch und trinken Met. Der Gott selbst bedarf der 
rohen Kost des Fleisches nicht; er trinkt nur Wein; doch wirft er seinen An¬ 
teil am Mahle den beiden Wolfen zu. Nach aufgehobener Tafel begaben sich die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.