Stfien« und Europas hatten nach und nach ihre Wohnsitze
verlassen und suchten neue auf. Von Osten und Norden
drangen zumeist germanische Volksstämme gegen das west'
römische Dieich vor. Die römischen Gebiete wurden verwüstet,
die Städte geplündert und zerstört, die Besatzungen nieder¬
gemacht oder vertrieben. So fiel auch die Römerherrschaft
im südlichen Deutschland. In den letzten Zeiten der Völker¬
wanderung ließ sich zwischen der Donau und den Alpen bis
westwärts gegen den Lech der deutsche Volksstamm der
Markomannen in Verbindung mit den kleineren gotischen
Stämmen der Rugier, Schreit und Heruler nieder. Diese
vier Stämme erhielten den Gesamtnamen Bajuwarier, wo¬
raus später der Name Bayern entstand. Es währte nahezu
ein Jahrhundert, bis sich bei den Bajnwariern eine gewisse
staatliche Ordnung entwickelte. Um die Mitte des 6. Jahr¬
hunderts erscheint Bayern als ein Herzogtum. Seine natür¬
lichen Grenzen bildeten etwa der Böhmerwald, die Enns, die
Quellslüsse der Etsch, der Lech, die Rednitz, der Jura und
das Fichtelgebirge. Unterdessen waren auch die übrigen
deutschen Volksstämme in festen Wohnsitzen zu geordneten
Zuständen gelangt. Das Land westlich vom Lech gehörte
den Alemannen. Die südlichen Nachbaren der Bajuwarier
waren die Longobarden. In der Oberpfalz bis nördlich
zum Sachsenlande wohnten die Hermunduren. Das Gebiet
weithin gegen Nordwesten hatten die Franken, der mächtigste
deutsche Volksstamm, eingenommen.
Die Agilolfinger.
6. Bayern und das Frankenreich.
Die Bayern hatten von 554—788 Herzoge aus dem
edlen Geschlechte der Agilolfinger. So wurden sie nach
Agilulf, dem Stammvater ihres Hauses, genannt. Das
Streben dieser Herzoge ging dahin, die volle Selbständig¬
keit Bayerns, die durch das mächtige fränkische Nachbar-