Object: Die teutschen Freiheitskriege von 1813, 1814 und 1815 (Abth. 3)

Napoleon gegen Schwarzenberg. 107 
genugsam mit den verbündeten Herren versucht; 
nun wollte er es rn anderer Weise angreifen. Rasch 
vorbeifahrend an Schwarzenberg wollte er sich in 
dessen Rücken werfen; der werde, so hoffte er, sich 
eilig zurückzlehen um seinen Rücken frei zu hal¬ 
ten, und dann sollte er in die Hinterhalte fallen, 
die er ihm in Lothringen und Elsaß mit Hülfe 
der Feftungsbesabungen und der Einwohner legen 
wollte. Solchen Entwurf hatte er schon lange vor¬ 
bereitet; die Befehlshaber in den Festungen chat¬ 
ten zumTheil schon Nachricht davon erhalten durch 
heimliche Botschafter, die sich durchgeschlichen und 
die wichtigsten Schreiben in ihren Stöken oder 
Schirmen, oder im Halsbande ihrer Hunde ver¬ 
borgen hatten. Bei den Einwohnern des Landes 
fanden seine zornigen Anschläge auch den besten 
Eingang; sie waren schon beinahe überall im Aus¬ 
lände begriffen, lagen in Wäldern, Hohlwegen 
und Schlupfwinkeln versteckt, erschlugen die Ein¬ 
zelnen, griffen selbst kleine Haufen an, und die 
Eilboten der verbündeten Heere konnten nicht mehr 
durchkommen. Die Zufuhr stockte; schon fingPul« 
ver und Blei zu mangeln an; wenn zu den auf¬ 
rührerischen Bauern noch geübte Soldaten kamen, 
so mogten sich die Verbündeten nur vor einem 
Rückzüge hüten. 
Napoleon war von der Trefflichkeit seiner Ent¬ 
würfe so fest überzeugt, und so sehr hatte der 
thörigte Stolz seine Augen verblendet, daß er, 
der selbst am Rande de- Abgrunds schwebte, die 
andern schon für verloren hielt und in dke Worte 
ausbrach: „Man hat vom Frieden geredet; aber 
ich unterhandle nicht mit Gefangenen!" — Daß 
er seine Hauptstadt unbedeckt da liegen ließ, küm¬ 
merte ihn wenig, denn nicht in ihr sah er den 
Mittelpunkt seine- Reiches, sondern nur, wo er 
selbst war, erblickte er den Mittelpunkt Frankreichs 
wie der ganzen Welt.
	        
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