I. Die alte Zeit.
f 1. Die alten Deutschen (Germanen).
Lange vor der Geburt Jesu sind unsere Vorfahren aus dem
fernen Asien in Deutschland eingewandert; als Kaiser Auguftus über
das römische Weltreich herrschte, wohnten sie zwischen der Wolga und
dem Rheine, zwischen den Alpen und den nördlichen Meeren. Es
waren große Menschen von riesiger Kraft und solcher Tapserkeit, daß
selbst die kriegerischen Römer sich vor ihnen fürchteten. Das gold¬
gelbe Haar, welches der freie Mann lang von den Schultern herab-
wallen ließ, das blaue Auge unterschied sie vor andern Völkern. Ihre
Kleidung bestand aus Leinen oder Pelzwerk, ihre Kopfbedeckung aus
der Kopfhaut des Urs, an welcher wohl die Hörner noch emporragten.
Zum Kriege schmückten sie sich wie zu einem Feste, dem Feinde
gegenüber ließen sie ihren wilden Schlachtgesang ertönen; in der
Wuth des Kampfes verschmähten sie Harnisch und Schild, bloßen
Leibes warfen sie sich auf den Feind. Den Führer in der Schlacht
verlassen galt ihnen für die größte Schande. Lockte Kriegsnthm und
Beute, dann zogen die deutschen Krieger mit Weib und Kind in
die Ferne. Ruhete der Krieg, so ergötzten sie sich auf der Jagd;
mit Lanze und Schwert kämpften sie gegen die wilden Thiere auf
Tod und Leben. Sie baueten auf ihren Aeckern Korn, Gerste, Hafer
und FL 'fi, doch die Haus- und Feldwirthschaft überließen sie gern
den Frauen und Knechten; die Männer gaben sich zu Hause lieber
der Ruhe hin, sprachen und sangen mit den Genossen von den
tapferen Thaten der Vorfahren. Treue, Gastfreiheit, Keuschheit der
Frauen und Männer rühmten selbst die Feinde an den Deutschen,
aber auch schlimme Laster herrschten bei diesen. In träger Ruhe
lagen die Männer lange auf der Bärenhaut, berauschten sich an
Schillmaiin, Leitfaden. ^