Full text: Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche (Band 2)

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Heinrichs persönliche Vorzüge. Kampf mit den Dänen. Lein Tod. 
Reiter sogleich die Flucht ergreifen möchten; darum sandte er ein Fähnlein Thüringer mit 
nur wenigen Rittern voraus, damit jene die leicht Bewaffneten verfolgten und so bis ans 
Heer herangelockt werden möchten. Und so geschah es; aber sobald die feindlichen Reiter¬ 
scharen das gewappnete Kriegsvolk erblickten, warfen sie sich in so eilige Flucht, daß auf acht 
Meilen Weges kaum einige wenige getötet oder gefangen genommen wurden; das Lager 
wurde erstürmt und sämtliche Gefangene befreit. 
Als der König siegreich zurückgekehrt war, stattete er auf alle Weife der Ehre Gottes, 
wie es ihm geziemte, Dank ab für den ihm verliehenen großen Sieg und gab den Tribut,' 
welchen er bivher den feinden zu geben gewohnt war, dem göttlichen Dienste zu eigen und 
bestimmte ihn zu Schenkungen an die Armen. Das Heer begrüßte ihn als Vater des Vater¬ 
landes, als großmächtigen Herrscher und Kaiser; der Ruf feiner Macht und Tapferkeit ver¬ 
breitete sich weithin über die Volker und Länder. Deshalb erschienen auch die Großen 
anderer Königreiche vor ihm, um Gnade vor seinen Augen zu finden und ihre Verehrung 
ihm zu bezeugen. Da er es sich angelegen sein ließ, sein Volk zu erhöhen, war kaum einer 
unter den namhaften Männern in ganz Sachsen, den er nicht durch ein herrliches Geschenk 
oder Amt oder irgend eine hohe Würde geehrt hätte. Zu der außerordentlichen Klugheit und 
Weisheit, durch welche er sich auszeichnete, kam noch seine mächtige Gestalt, eine herrliche Er¬ 
scheinung der königlichen Würde. Bei Kampfzielen war er allen Gegnern überlegen und 
flößte ihnen Furcht und Zagen ein. Auf der Jagd erlegte er auf einen Ritt vierzig oder 
noch mehr Ltück Wildes. Bei Gelagen ließ er sich sehr leutselig herab, vergab aber der 
königlichen Würde nichts; zn gleicher Zeit verstand er es, solche Liebe und solche Furcht in 
seinen Kriegsleuten zu erwecken, daß sie, selbst wenn er scherzte, sich nicht getrauten, irgend¬ 
wie sich Unziemliches zu erlauben. 
Nachdem er alle Völker ringsumher unterworfen hatte, griff er die Dänen, welche die 
Friesen mit Seeräuberei heimsuchten und tief in Sachsen und Lothringen eindrangen, mit 
einem Heere au. Er scheint sie öfters überwältigt zu haben, da wir erfahren, daß 
Heinrich schon 931 die Könige der Obotriten und Dänen taufen ließ. Aber der Kampf war 
nicht ausgekämpft. Deshalb erhob sich noch einmal am Ende seiner Laufbahn der alternde 
Held und führte seine Heeresmacht über die Grenzen 934. Der König der Dänen, Gorm 
der Alte, obwohl in vielen schlachten als glücklicher Streiter erprobt, wagte nicht, Heinrich 
im offenen Kampfe zu begegnen. Er bat um Frieden, und die Länder zwischen Eider, Treene 
und Schlei, später die Mark Schleswig genannt, blieben dem deutschen Reiche, bis Konrad II. 
beinahe 100 Vsahre später das Land bis zur Eider den Dänen abtrat. Nun beschloß Hein¬ 
rich nach Rom zu ziehen, wurde aber durch seine Erkrankung daran gehindert. 
Da er fühlte, daß er der Krankheit unterliegen werde, rief er alles Volk zusammen 
und bestimmte seinen Sohn L tto zum König, während er auch an seine übrigen Söhne Guter 
mit) schätze verteilte; Ltto aber, den ältesten und tüchtigsten, setzte er über seine Brüder und 
day ganze Reich. Als er so sein Testament und alle seine Angelegenheiten geordnet, starb 
er, der große, mächtige König, 60 Jahre alt, und hinterließ einen Sohn, noch größer als 
er selbst, und diesem öohne ein großes, weites Reich, welches er nicht bloß von seinen Vätern 
ererbt, sondern auch durch eigene Kraft errungen und Gott allein zu verdanken hatte. Sech¬ 
zehn Jahre hatte er regiert. Lein Leichnam wurde von feinen Söhnen in die Stadt Qued¬ 
linburg gebracht und dort in der Kirche des heiligen Petrus vor dem Altare unter dem Jammer 
und den Tränen des Volkes begraben.
	        
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