134. Krakau. 
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wird ein Feind es der Mühe werth halten, die werthlose Erde müh¬ 
selig abzutragen, noch bietet der überall glatte Kegel den Naturgewalten 
Anhaltspunkte der Zerstörung dar. So ehrt Krakau das Andenken 
seines Stifters Krak oder Krakns, des Erbauers des Schlosses und des 
ersten großen Herrschers in diesen Gauen, so wie das seiner Tochter 
Wanda durch zwei Gedächtniß! ügel, den der Wanda hart an der Weich¬ 
sel, wo sie, nachdem ihr Geliebter, ein deutscher Ritter, im Kampfe 
gefallen war, sich in den Fluß stürzte, den des Krakns auf den Gyps- 
bergen im Süden des Flusses. 
Außer Krakns und Wanda gelangte tausend Jahre nach ihnen nur 
noch Kosczinsko zu der Ehre eines Mausoleums der beschriebenen Art. 
Sein Hügel gleicht in Gestalt und Größe ganz und gar denen der 
Wanda und des Krakns, und es ist nicht wenig merkwürdig, sowohl 
daß in dem ganzen vorhergehenden Zeiträume der polnischen Geschichte 
kein Held gefunden wurde, dem man gleiche Ehre erwiesen hatte, als 
auch, daß man nun nach tausend Jahren wieder ganz und gar auf die¬ 
selbe uralte Monumentenform zurückkam. Wenn es wahr ist, was 
das Volk sagt, daß mit Krakns die Geschichte Polens beginne, und 
wenn man es als einen Orakelspruch nehmen muß, was Kosczinsko 
rief, als er im Schlachtgetümmel fiel*), so erscheinen diese beiden Hügel, 
der Krakushügel auf der südlichen und der Koscziuskohügel auf der 
nördlichen Seite der Weichsel, als die beiden Grenzmarken der polnischen 
Geschichte, der eine am Anfang und der andere am Ende eines inhalt¬ 
reichen Jahrtausends errichtet. 
Koscziusko hatte eine so allgemeine Liebe bei seiner ganzen Nation, 
genoß so hohe Verehrung bei allen Fremden und selbst so aufrichtige 
Achtung bei seinen politischen Feinden, daß nicht nur aus ganz Polen, 
sondern auch aus dem Auslande reichliche Beiträge für sein Monument 
eingingen. Ja, sogar der russische Kaiser Alexander steuerte dazu bei. 
An der Aufschüttung des Hügels arbeitete man zwei Jahre lang, nicht 
nur mit gedungenen Tagelöhnern, sondern mit den vornehmsten Frei¬ 
willigen. Bürger, Rathsherren der Stadt Krakau und Edelleute, ja, 
sogar vornehme Damen fuhren zu dem Mausoleum ihres edeln Nat- 
schelnik die Erde zu. Jeder Pole, der während dieser Zeit durch Krakau 
reifte, ließ sich die Ehre nicht nehmen, einen Schubkarren voll Erde 
zum Koscziuskohügel hingefahren zu haben. Der Hügel wurde 120 
Fuß hoch und hat mehr als 300 Schritte im Umfange. Schneckenwege 
mit Blumenanlagen zur Seite führen auf seinen Gipfel, den schöne Linden 
beschatten. Von dem Ueberschusse der reichlich eingegangenen Beiträge kaufte 
man ein Grundstück an, auf welchem ein paar alte Krieger angesiedelt 
wurden, die für die Bewachung und Erhaltung der Anlagen sorgen. 
'*) Finis Poloniae!
	        
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