Full text: [Teil 4] (Teil 4 = (Für Obertertia))

Deutschland. 
Allgemeines. 
Deutschland ist das Land der Deutschen, d. h. das Land der Volksgenossen, 
also eigentlich das Land, soweit unsere deutsche Sprache erklingt, unser Heimat¬ 
land, unser Vaterland, im Gegensätze zu Welschland, dem Lande der Volksfremden. 
Unter dem Namen Deutschland versteht man heute das Deutsche Reich. 
Man verbindet damit einen politischen Begriff, der seine Ausdehnung im Laufe der 
Zeit sehr geändert hat. Das heutige Deutsche Reich ragt wie ein alter Bergfried 
zwischen den Trümmern hervor, die von ihm abgebröckelt und selbständig geworden 
sind. Das einstige „Heilige römische Reich deutscher Nation“ war bedeutend größer 
und umfaßte ungefähr das jetzt von Germanen bewohnte Mitteleuropa. Der einstige 
staatliche Führer des Reiches, die deutsche Ostmark, hat sich mit welschen Volks¬ 
bestandteilen verbunden und bildet jetzt einen selbständigen Staat, Österreich- 
Ungarn, und ebenso liegen an der Süd- und Westseite unseres Deutschen Reiches 
selbständige Staaten, die Schweiz, Luxemburg, Belgien und die Niederlande, die 
mit fremdländischen Bestandteilen zusammen selbständig geworden sind, aber 
doch teilweise ihre deutsche Abstammung noch empfinden, während andere Gebiete, 
die in früheren Zeiten kerndeutsch w*aren, wie Burgund, die deutsche Abstammung 
ihrer Bewohner entweder vergessen haben oder verleugnen. 
Grenzen, Einteilung und Entstehung. 
Hieraus ist schon zu ersehen, daß der Name Deutschland im Laufe der Zeit 
nicht immer die Bezeichnung für dasselbe Gebiet geblieben ist. Der Wandertrieb 
führte die deutschen Stämme fast über ganz Europa und das Gebiet der von 
Deutschen bewohnten Länder hat zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Land¬ 
schaften seinen Schwerpunkt gehabt. Von 0. her, aus den im N. des Schwarzen 
Meeres gelegenen Steppen, wanderten die germanischen Stämme der Goten, dem 
Laufe der Donau folgend, nach Mitteleuropa. Andere Stämme suchten die Küsten 
der Ost- und Nordsee auf und besiedelten von dort aus Nordeuropa und Gro߬ 
britannien. Zeitweise lag das Schwergewicht der germanischen Völker im Donau¬ 
gebiete und in der Lombardei, ja sogar in Südfrankreich und Spanien, aber all¬ 
mählich wurden die Deutschen nach ihrem westlichen Vorstoße wieder in das Gebiet 
zwischen Seine und Weser, dann noch weiter ostwärts zurückgedrängt, so daß 
sie jetzt zwischen der Maas und der Weichsel wohnen. 
So nehmen wir heute den mittleren Teil von Europa ein, im N. den stamm¬ 
verwandten Nordgermanen benachbart, aber auf den anderen Seiten von keltischen, 
romanischen und slawischen Völkerschaften umwohnt, deren wir uns nur mit 
Mühe erwehren können. 
Die mittlere Lage unseres Landes in Europa imd damit im Mittelpunkte der 
Kulturvölker hat ihre Vorzüge und ihre Nachteile. Unser Land ist dem Verkehre 
nach allen Seiten geöffnet und dadurch haben wir Einflüsse von allen Seiten be¬ 
kommen, haben Fremdes aufgenommen und von unseren geistigen Schätzen auch
	        
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