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Die Handelsgesellschaften. Die Haupthandelsartikel.
gaben ihre hohen Schiffe mit turmartigen Kastellen, mit Geschützen und Streitern zu Fuß
und zu Roß, zu Schutz und Trutz gerüstet, Kunde von einem stolzen, tatkräftigen Geschlecht.
Der lebhafte Binnenverkehr nahm auf den alten Wasserstraßen der Donau, des Rheines und
Maines, der Schelde, Weser, Elbe, Oder. Weichsel, Düna, Newa usw. sowie auf künstlich
angelegten Kanälen und Landstraßen seinen Weg. Dem Schutze der Anlagen und Erhaltung
dieser Kulturmittel, deren sich sonst niemand annahm, galten die zahlreichen Städtebünde.
Hauptemporien des Handels im innern Deutschland waren Augsburg, Regensburg, Nürnberg,
Speier, Mainz, Frankfurt, Würzburg, Erfurt; in Norddeutschland Magdeburg und Braun¬
schweig; am Niederrhein Köln; im Osten Wien, Prag, Breslau, Frankfurt a./O.; an der
Ostsee vor allen Lübeck, Riga, Reval.
Aber noch weit hinaus über die Gebiete des Reiches hatte der deutsche Bürger Herrscher¬
sitze aufgerichtet. Zwar können die Faktoreien in Konstantinopel und Venedig auf diesen
Namen nicht Anspruch erheben, wohl aber die deutschen Handelsgesellschaften im
Norden, in London, Bergen, Stockholm, Wisby, Nowgorod, ja selbst in dem bürgerstolzen
Flauderu. Diese Gesellschaften, deren Ursprung sich im Dunkel verliert, bestanden aus
kaufmännischen Landsmannschaften und hatten im fremden Lande eine selbständige republi¬
kanische Existenz errungen. In London herrschten die Rheinländer, namentlich die Kölner,
in Wisby die Westfalen, in Brügge die Braunschweiger vor. Diese Gesellschaften hatten
eigene Stadtviertel inne, die vornehmsten und stattlichsten der Stadt, mit den außer¬
ordentlichsten Ehrenrechten. So lag die Gildehalle oder, wie sie später allgemein hieß, der
Stahlhof zu London zunächst an der Themse uud zählte den wichtigsten Turm, den Schlüssel
der Stadt, zu ihren weitläufigen Gebäuden. In Bergen bildete die „Brücke", so hieß das
Quartier von mehreren tausend Deutschen, welches wieder in zweiundzwanzig Höfe zerfiel,
das vornehmste Stadtviertel und beherrschte den Hafen. Diese Faktoreien hatten einen
doppelten Charakter. Es waren teils selbständige Gemeinwesen mit eigenen Interessen und
eigener Politik teils bloße Kommanditär deutscher Kaufherren, immer aber Mittelpunkte, um
welche sich die Landsleute scharten. Daher bestanden die Insassen teils aus fest angesiedelten
Familien, wie in Bergen, teils aus vorübergehend sich aufhaltenden Kommis. Sie regierten
sich selbst nach strengen Statuten, welche den Charakter mönchischer Abgeschlossenheit und
Sittenstrenge, handelspolitischer Klugheit und biderben Humors wundersam vereinigten. Die
fromme Brüderschaft, das kaufmännische Kontor und die fröhliche Zechkumpanei waren hier
ineinandergeflossen. Diese Gesellschaften gaben dem großen System des deutschen Hansa¬
bundes durch ihren Beitritt seine weitreichende Kraft. Sie übten in den Ländern des
Nordens eine wahre Herrschaft aus; sie waren im Besitz der wichtigsten Vorrechte, sie duldeten
nicht, daß jemand außer ihnen im Lande Handel treiben durfte usw. Solange die nordischen
Völker noch wesentlich von Ackerbau. Jagd und Viehzucht lebten, war für sie diese Herrschaft
des deutschen Handels mehr wohltätig als drückend; denn sie verschaffte ihren Erzeugnissen
reichlichen Absatz und führte eine Menge fremder Produkte ins Land. Auch leisteten ihnen
die Deutschen manche gute Dienste, waren hilfreich und gefällig gegen Hohe und Geringe,
halfen namentlich den Königen und Fürsten oft aus der Not und hielten streng auf gute
Sitten und Rechtschaffenheit im Verkehr. Ihre Herrschaft mag heute hart und selbstsüchtig
erscheinen, aber sie waren human uud liberal, wenn man sie mit dem Verfahren anderer
Seemächte vergleicht, etwa mit der despotischen Herrschaft der Genuesen und Venetianer in den
Ländern des Südens.
Die Hauptartikel, womit der deutsche Handel damals die Nationen versorgte, waren
aus dem Norden wie vor alters und wie heute noch Pelze und Felle, Talg, Tran, Wachs,