96
welche sich der großen Londoner Gesellschaft anschloffen. Ebenso wurden
in Amerika, Afrika und Ostindien Bibelgesellschaften gebildet. Jetzt be¬
stehen über 1000 Vereine, welche mit der britischen Hauptgesellschaft
meistens in Verbindung stehen und von dieser unterstützt werden. Durch
die Bibelgesellschaften sind bis jetzt etwa 30 Millionen Bibeln in christ¬
lichen und nichtchristlichen Ländern verbreitet und dadurch unermeßlicher
Segen gestiftet worden.
Obwohl die katholische Kirche die Verbreitung der Bibel nie gern
gesehen und Pius VII. die Bibelgesellschaften sogar eine Pest nannte
und das Bibelverbot wiederholt eingeschärft wurde, hat dies natürlich
doch auf die Thätigkeit der Bibelgesellschaften keinen Einfluß haben kön¬
nen und der Herr wird dies hochheilige Werk auch ferner in seinen gnä¬
digen Schutz nehmen. Lesen doch alich viele Katholiken das Wort Got¬
tes und selbst in das doppelt verfinsterte Spanien beginnt dasselbe zu
dringen.
>». Die Heidrnmissio».
Es soll ein Hirt und eine Herde werden auf der Erde; aber ehe
eS dahin kommt, ist noch viele Arbeit iin Weinberge des Herrn $tt ver¬
richten ; denn von 1000 Millionen nach dem Ebcnbilde Gottes geschaffe¬
nen Menschen sitzen noch gegen 600 Millionen in der Finsterniß des
Heidenthums, ferne von dem Reiche GotteS. Gott will aber, daß allen
Menschen geholfen werde und alle zur Erkenntniß der Wahrheit kom-
nten sollen, und der Befehl Christi fordert seine Diener auf: Gehet hin
in alle Welt und lehret alle Völker lind taufet sie im Namen des Va¬
ters, des Sohnes und deö heiligen Geistes.
Die Mission ist das Werk der Ausbreitung der christlichen Kirche
durch die Missionare oder Glaubensboten, welche zu den nichtchristlichen
Völkern gehen, vor ihnen zu zeugen von dem unsichtbaren Gott, ob auch
sie ihn fühlen und finden möchten, ihnen daö Evangelium zu bringen
und sie an Jesu Statt zu bitten: Laßt euch versöhnen mit Gott! —
Diese Missionare übernehmen freiwillig die Beschwerden der Neise, Hun¬
ger und Durst, Frost und Hitze, Gefahren und Verfolgung, ja selbst den
Tod, und verlassen Eltern, Geschwistern, Freunde und Vaterland für
immer. Zllr Betreibung ihres Werkes errichten sie Schulen an ihren
MissionSstatiönen oder Wohnplätzen, lehren und predigen und suchen die
Kraft des heiligen Geistes durch einen gottseligen Wandel zu bewähren.
Daö Werk der Mission wurde von den Aposteln begonnen, welche
zu allen Zeiten Nachfolger gehabt haben. Von der evangelischen Kirche
gingen bald nach der Reformation einzelne Männer nach Ostindien, Bra¬
silien, Nordamerika, Grönland; aber in neuerer Zeit, besonders seit 40
Jahren, hat sich die Zahl derselben so vermehrt, daß jetzt die Gesammt-
zahl der Arbeiter und Arbeiterinnen auf über 1400 Miffionsplätzen über
13000 beträgt, unter denen etwa 2500 eigentliche Missionare sind. In
Grönland und Labrador, umgeben von Eisbergen und ewigem Schnee,
in den Sandwüsten von Afrika, bei den Sclaven in Westindien, bei den
freien Indianern in Nordamerika, unter den Kaffern und Hottentotten,