Hutten in Greifswalde, Rostock, in Wien.
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mit Hilfe seines Freundes Crotus Rubianus, der damals in Erfurt studierte. So zerfiel er
früh mit dem Vaterhause und der geistliche Stand, zu dem man ihn hatte zwingen wollen,
wurde ihm verhaßt. In der nächsten Zeit trieb er sich als Student und fahrender Literat
ans den Universitäten Köln, Erfurt, Frankfurt a. O. umher. Durch liederlichen Lebens-
Wandel zog er sich 1505 eine Krankheit zu, wurde mit schmerzhaften Geschwüren und Ver¬
härtungen behaftet und oft in einen so gräßlichen Zustand versetzt, daß ihm einmal ein
Freund geradezu den Rat erteilte, sich umzubringen.
Den Gipfel schien sein Elend zu erreichen, als Hutten im Spätsommer 1509 als „ein
anderer Odysseus" bettelnd, zerlumpt, die kalten Nächte oft im Freien zubringend, von den
eiternden Wunden und der äußersten Entkräftung geplagt, sich an der pommerschen Küste
hinschleppte. Da wurde ihm Hilfe, als er nach Greifswalde kam und der Professor der
Rechte Henning Lötz und dessen Vater, der Bürgermeister nnd Kaufmann Wedeg Lötz, ihn in ihr
Haus aufnahmen. Aber bald begann das Elend von neuem, die Wohltäter trieben ihn aus
ihrem Hause, ja ließen ihm noch durch nachgesandte Reiter seine ganze Habe und die wär¬
menden Oberkleider abnehmen und gaben ihn mitten im Winter der äußersten Not preis. Ans
wessen Seite die größte Schuld lag, läßt sich nicht mehr entscheiden, da wir die Erzählung
dieser Vorgänge nur von Hutten selbst haben, der seinen Feinden gegenüber nicht eben
skrupulös ist. Wie dem auch sein mag, Hutten erschien sich jedenfalls als der verfolgte
Sohn der Musen, welchen der Hochmut des zunftmäßigen Professors und die Härte des in
seinem Reichtum selbstzufriedenen Bürgers aufs schmählichste verfolgt habe. Die Erbitterung,
in welche er geraten war, trieb, als Hntten in Rostock wieder Ruhe fand, die ersten Früchte
seiner Dichtkunst. Im Sommer 1510 ließ er zwei Bücher Klagen gegen Lötz erscheinen.
In der ersten Elegie wendet sich Hutten an die Götter, insbesondere den leidenskundigen
Christus, und fordert sie zur Rache auf:
„Hartes Geschick erdulde, wer Hartes bereitet und wütet!
Alles, was bitter und feindlich ihm ist, das möge ihn treffen,
Ihn mag plagen mein Fieber und meine erschrecklichen Wunden,
Keines der Leiden, die zahlreich mich trafen, verschone den Schlechten.
Nur dies fleh' ich, obgleich das Verbrechen ganz andres verdiente.
Alles beseht' ich dem Gottesgericht, das richtig bezahlet."
Darauf wird der mächtige Ludwig von Hutten, Ulrichs Vetter, aufgefordert, dem alten
Wedeg Lötz, wenn er nach Frankfurt zur Messe gehe, aufzulauern, ihn niederzuwerfen, ein¬
zutürmen und so lange festzuhalten, bis Ulrich seine Strafe bestimmt habe. Endlich, um
für die Zukunft nicht minder als für die Gegenwart seine Feinde geistig wie leiblich zu
ruinieren, führt Hutten die einzelnen Humanisten bei Namen auf und fordert von thuen,
jenen Feind der schönen Studien auf ewig zu brandmarken.
Nachdem Hutten Deutschland von Norden nach Süden durchzogen, kam er Ende 1512
nach Wien. Zwei Gedichte aus jetten Tagen führen uus hier in eine neue Phase seiner
Entwicklung ein. Das eine, eine Aufmunterung für Kaiser Maximilian zum Kriege gegen
die Venetianer, zeigt, wie auch Hutteu von der den Humanisten und Rittern vorschwebenden
vsdee des alten herrlichen Kaisertums ergriffen war; er hält fest, daß es zur Herrschaft über
die Welt bestimmt sei. Das andere Gedicht preist, „daß die Zeitgenossen noch nicht von
der alten herrlichen Art der Deutschen entfremdet seien;" es ist der erste Beweis, wie sich
Humanismus und Rittertum in ihm versöhnen. „Die ritterliche Art der Vorzeit," sagt
Hutten, „ist doch einseitig gewesen; sie hat ihren Taten das, was ihnen die Vollendung
gibt, nicht beizufügen gewußt, sie hat nicht vermocht, die Tat auch im Worte zu verewigen.