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Nichtswürdigkeit der Häupter der Revolution.
sahen. Auf dem Platze Bellecour zog man dreifarbige Bänder von einem Baume zum an¬
dern und häugte die Leichen wie zum Schmucke daran auf.
Mit gleicher Wut verfuhr man gegen Besitztümer uud Häuser und da auch hier das
Niederreißen zu langsam uud kostspielig erschien, sprengte man ganze Straßen mit Pulver
in die Luft und brannte nieder, was etwa stehen geblieben.
Über die Grundsätze uud den Charakter oder viel mehr über die Nichtswürdigkeit
und Niederträchtigkeit der leitenden Häupter der Revolution mögen noch die eigenen
Worte Zeugnis geben. „Die Billigung der Septembermorde," sagt Collot, „ist das große
Credo der jakobinischen Freiheit." „Es ist gut," lästert er ein anderes Mal, „daß Gott unsicht¬
bar bleibt; denn ließe er sich irgendwo sehen, würde ich ihn gewiß für verdächtig erklären."
Aus seiner Feder flössen die Worte: „Wir zerstören soviel als möglich durch Kauouen und
Minen. Das Sprengen der letzteren, die verzehrende Gewalt des Feuers können die All¬
macht des Volkes ausdrücken. So ist der Schrecken wahrhaft an der Tagesordnung und
nimmt dem Verbrechen sein Gewand und sein Gold."
In einem Briefe Pilots heißt es: „Die Guillotine und Fnsillade^ gehen nicht übel.
Sechzig, achtzig bis zweihundert werden auf einmal erschossen; auch trägt man täglich die
größte Sorge, sogleich die nötige Zahl neu zu verhaften, damit die Gefängnisse nicht leer
werden." Der Jakobinerklub von Lyon schreibt nach den Metzeleien an den Jakobinerklnb
von Paris: „Unsere Gesellschaft ist der Tempel der Freiheit, der Tugenden, der guten
Sitten. Niemals leiden wir unter untz unsittliche Wesen, Schelme, Mitleidige, Lärmmacher
oder Nachsichtige." Achart) meldet aus Lyon: „Für die Zerstörungen und etliche andere
Gegenstände geben wir in jeder Dekade 400,000 Livres aus. Immer mehr Köpfe, täglich
fallen Köpfe. Welches Entzücken würdest du gefühlt haben, wenn du die gestern an
209 Schandbuben geübte Volksgerechtigkeit gesehen hättest! Welche Majestät, welcher impo¬
sante Ton! Alles erbaulich und erhebend! Wie viele große Schufte haben an dem Tage
blutend den Staub gebissen! welch ein Kitt für die Republik!"
Als später wegen der in Lyon verübten Greuel in Paris Klage erhoben wurde, schalt
Fouche auf die falsche und heuchlerische Sentimentalität, behauptete die Notwendigkeit, am
Schreckenssysteme festzuhalten, nannte jeden Gedanken an Nachsicht und Mäßigung verdamm-
lich und erklärte, die revolutionäre Kommission habe nicht 4000, sonden nur 1600 Menschen
erschießen lassen. In ähnlicher Weise erwies Collot mit Chaliers Büste in der Hand seine
Rechtlichkeit und Weisheit und ein Konventsbeschlnß bestätigte seine Lehren und Verbrechen.
Erst nach Robespierres Fall nahmen die Greuel in Lyon ein Ende; aber in leidenschaftlicher
Rückwirkung des Hasses wurden nun etwa hundert, welche den meisten Anteil an jenen Ver¬
folgungen hatten, ohne Urteil und Recht erschlagen. Von den Blutströmen und Verwüstungen
in Marseille und Toulon schweigen wir.
*) Todesstrafe durch Erfchießeu.