Full text: Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker (Band 3)

Reformen Steins. 
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Recht, Geschichte und Nationalökonomie. Seine Reisen führten ihn nach Wetzlar, wo er Böhmer 
kennen lernte, an die Höfe von Mannheim, Darmstadt, Stuttgart, München, Regensburg, Salz¬ 
burg und Passau und endlich nach Wien, wo er neun Monate verweilte. Im Jahre 1780 
wurde er zu Wetter in der Grafschaft Mark Bergrat, 1804 nach dem Tode Struensees 
Minister der Finanzen, des Handels und der Gewerbe. Als im Frühjahre 1807 der König 
bis an die äußerste Grenze des Reiches gedrängt und der ganze Bestand des Staates gefährdet 
war, wollte ihm der König die erste Stelle im Ministerium übertragen, aber dabei Männer 
des alten Kabinetts beibehalten. Doch Stein forderte wegen des Ernstes der Lage den voll¬ 
ständigen Bruch mit der alten Richtung. Dadurch verletzte er das Hochgefühl des Königs und 
Napoleon in der Schlacht bei Wagram. 
Besseres sinkt mit seinem tödlich getroffenen Pferde zu Boden. 6. Juli 1809. 
wurde in Ungnade entlassen. Kaum aber war der Friede geschlossen, als ihn im Herbste 1807 
der König wieder berief und ihm, da Hardenberg entlassen wurde, im wesentlichen die gesamte 
Administration anvertraute. Von Stein begriff vollkommen die Lage des Staates; auf einen 
geringen Territorialumfang beschränkt, konnte man eine neue, vor Verachtung schützende Macht 
nur gewinnen durch Steigerung der inneren Kräfte. Dazu war notwendig, Edelmut und Reg¬ 
samkeit zu wecken und Einrichtungen, die wohl unter reich entwickelten Verhältnissen am Platze 
sein können, aber energische Entwicklung hemmen, zu beseitigen. Das Land war durch den 
Krieg verödet und ausgesogen; darum galt es vor allem, die Felder wieder zu bebauen, den 
Stand der Landbauern zu hebert. Das Volk war verarmt, die Stände blickten mit Mi߬ 
trauen und Erbitterung aufeinander; darum mußten Hindernisse im Gewerbebetrieb weg¬ 
geräumt, Mißstände der sozialen Unterschiede beseitigt werden. 
Schöpvner-Köiiig, Charakterbilder. III. 4. Aufl. qo
	        
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