Versucher mit den Worten zurück: „Und wenn Treu und Glauben in aller
Welt verschwunden wären, so sollen sie doch bei Kaiser Karl zu finden sein "
Er bewilligte ihm abermals ein freies Geleit von 21 Tagen zur Heimreise.
Luther trat diese auch sosort an. Aus dem Reichstage aber sprach man
über ihn die Reichsacht ans, welchen Beschluß man das Wormser Edikt
nannte. Dadurch wurde jedem bei strenger Strafe verboten, den Geächteten
zu speisen, zu tränken und zu beherbergen; niemand solle seine Schriften
drucken, verkaufen und lesen; er wurde alles Rechtes und alles Schutzes ver¬
lustig erklärt. Seine Feinde hatten nun freie Hand. Wer ihn fand, konnte
ihn ungestraft ums Leben bringen.
Aber als dieser Machtfpruch bekannt wurde, war der geächtete Mann
bereits in Sicherheit. Bei dem Schlöffe Altenstein war er von geharnischten
Rittern aus dem Wagen geriffen und auf ein Pferd geworfen worden.
Ehe es seine erschrockenen Begleiter sich versahen, waren die Ritter mit ihm
verschwunden. Aber alles war auf Veranstaltung des Kurfürsten Fried¬
rich des Weisen geschehen. Die Ritter brachten Lnthern auf die Wartburg,
wo er vor den Nachstellungen seiner Feinde vorläufig sicher war?) —
Jetzt erhebt sich in der Stadt Worms das herrliche Lutherdenk¬
mal, ein Werk des berühmten Bildhauers Ernst Rietschel. Nicht nur
Luther, sondern auch die Vorläufer, die Mitarbeiter und Beschützer seines
Werkes, das man die Reformation der Kirche nennt, sind darin in über¬
lebensgroßen Figuren dargestellt. Es soll eine ewige Mahnung sein an
die mannhafte, glaubensstarke Erklärung, die Luther in der freien Reichs¬
stadt Worms vor Kaiser und Reich abgegeben hat.
Zur schriftlichen Darstellung:
1. Was besaß Karl V., als er Kaiser wurde?
2. Schreibe die Aussprüche Luthers auf, die in dieser Stunde angeführt
worden sind.
3. Von wem ist noch ein Ausspruch angeführt worden, und wie lautet er?
4. Was weißt du vom Lutherdenkmal?
4. Die WewersetziiU. Die Diltoprmer. Der Daumtlmtg.
Dicht bei der Stadt Eifenach liegt auf einer bewaldeten Höhe des
Thüringer Waldes die Wartburg. Was haben wir bereits von ihr gehört?
(Erbauer — Sängerkrieg — Heilige Elisabeth — Heinrich Raspe —
Albrecht der Unartige.2) Hier hatte Friedrich der Weise dem ge¬
ächteten Luther eine Zufluchtsstätte bereitet. Das Burgleben war einsam,
doch gab's in der Umgebung der Bnrg Erholung nach der Arbeit. Bis¬
weilen streifte Luther dann im Waldesdickicht umher und suchte Beeren,
ging auch einmal mit auf die Jagd. Das Burggesinde hielt ihn für einen
gefangenen Ritter, denn er hatte sich den Bart nach Rittersitte wachsen
lassen und nannte sich Junker Görge.
1) Oberstufe, S. 148 und 149. 2) Vergl. 1. Jahrgang, S. 108.