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den beiden großen deutschen Staaten zu Feindseligkeiten und 1866 zum
Kriege. Das ist der Deutsche Krieg.
Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, Nassau, Hannover und Sachsen
hielten zu Österreich, die kleineren norddeutschen Staaten zu Preußen.
Während alle Vaterlandssrennde von Herzen bedauerten, daß es zu solcher
Entscheidung kommen mußte, hatten die Widersacher Deutschlands an dem
beginnenden Kampfe ihre Freude. Der schlimmste derselben aber war
wiederum Frankreich mit seinem Kaiser Napoleon. Was war das für ein
Napoleon? War die Asche im Jnvalidendom wieder lebendig geworden?
— Es handelt sich hier um NapoleonlII., einen Neffen des in St.Helena
verstorbenen Verbannten. (Wertn gestorben?) —In der Revolution 1848
hatten die Franzosen diesen Louis Napoleon zum Präsidenten der neuen
Republik ausgerufen, er aber hatte am 2. Dezember 1852 (inwiefern ist
der 2. Dezember ein für die Bonopartes wichtiger Tag? — vergl. 2/12
1804 und 2/12 1805) die beschworene Verfassung gestürzt und sich zum
Kaiser gemacht. Als solcher nannte er sich Napoleon III. Dieser also
war es, der 1866 etwas zu gewinnen hoffte, wenigstens das, daß sich die
Gegner schwächen würden und ihn also in seinen Plänen nicht stören könnten.
Aber es kam ganz anders. Preußen kam allen seinen Gegnern zuvor.
Am 14. Juni wurde im Bundestage der Krieg gegen Preußen beschlossen
und bereits am 16. Jnni rückten die Preußen in Sachsen und Hannover
ein. Das sächsische Heer zog sich nach Böhmen zurück. Auch die hannover¬
ische Armee verließ das Land, um sich mit ihren Bundesgenossen zu ver¬
einigen. Mit ihr der blinde König Georg. Aber bei Langensalza wurde
sie angegriffen und entwaffnet. König Georg ging nach Wien. Auch der
Kurfürst von Heffen war inzwischen gefangen und nach Stettin gebracht
worden. Die Preußen aber rückten vor und kämpften am Main gegen die
süddeutschen Truppen.
Doch lag die Entscheidung des ganzen Kampfes in Böhmen. Hier
hatte der österreichische Feldzeugmeister Benedek seine Armeen zusammen
gezogen. Mit der sächsischen vereint, betrug sie 271 000 Mann. Sie wäre
stärker gewesen, wenn nicht ein großer Teil des österreichischen Heeres ge¬
braucht worden wäre, um Venetien gegen die Italiener zu schützen. —
Bald brach nun die preußische Armee in 3 Abteilungen in Böhmen ein.
Nach verschiedenen Treffen (z. B. bei Gitfchin, Trantenan, Skalitz, Hüner-
wafser u. a.) kam es zur Entscheidungsschlacht bei Königsgrätz (Sadowa)
am 3. Juli 1866.
König Wilhelm I. von Preußen selbst führte den Oberbefehl. Unter
ihm kämpften als Hauptführer der Kronprinz Friedrich Wilhelm, Prinz
Friedrich Karl, General Herwarth v. Bittenfeld. Es wurde auf beiden
Seiten mit Todesverachtung gestritten, und erst als mittags 2 Uhr der
Kronprinz eintraf, entschied sich der Sieg für Preußen. Erst früh 6 Uhr
hatte er aufs Schlachtfeld abrücken können, da er den Befehl zu spät erhalten
hatte. Es war ähnlich wie bei Waterloo, wo auch der spät ankommende
Blücher die Entscheidung herbeiführte- Der Rückzug der Österreicher artete
in Flucht aus. Die Preußen hinterdrein. Sie besetzten Prag und Brünn und