Full text: Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main

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schlecht hat dann die Kaiserwürde bis zur Auslösung des Reiches fast 
ununterbrochen innegehabt. 
Zwar war der Habsburgische Kaiser, der über die Hälfte des 
15. Jahrhunderts regierte, Friedrich III., ein sehr schwacher 
Herrscher. Mehrmals irrte er, aus seinem Stammlande Österreich 
Vertrieben, in Deutschland umher; aber er hat doch den Grund zur 
Weltmachtstellung seines Hauses gelegt. Es gelang ihm, 
seinen Sohn Maximilian mit der reichsten Erbin von Europa zu 
vermählen: mit Maria, der Tochter des letzten Burgunder- 
Herzogs, Karls des Kühnen. Wohl ging das Stammland der 
burgundischen Herzöge, Burgund, als französisches Lehen bald an 
Frankreich über, aber es blieben Maximilian die viel wichtigeren 
Niederlande, damals das reichste Land in Europa. Sie umfaßten 
die heutigen zwei Königreiche der Niederlande und Belgien und 
dazu noch einen Teil des nördlichen Frankreichs. Doch damit noch 
nicht genug. Der Sohn Maximilians und Marias heiratete 
die Erbin von Spanien. Die Spanier waren eben im Begriff, 
große Gebiete des neuentdeckten Amerikas zu unterwerfen. Ein 
Sohn der beiden, Ferdinand, vermählte sich mit der Erbin von 
Ungarn und Böhmen. Damals entstand ein Vers: „Kriege mögen 
andere führen, du, glückliches Österreich, heirate nur!" 
Weil dieses Herrscherhaus auch noch Ansprüche auf das König- 
reich Neapel und auf das Herzogtum Mailand hatte, so schien 
sich ihm eine unvergleichliche Zukunft zn eröffnen. Das Reich der 
Habsburger von damals kann man mit viel größerem Rechte ein Welt- 
reich nennen als das der alten römischen Kaiser. 
XIX. üulturftiftänbe im späteren Mittelalter. 
1. Stände und Verfassung. Gegen Ende des Mittelalters war 
die Auflösung des Reiches schon sehr weit vorgeschritten. Was war 
ans den Stammesherzogtümern geworden! Einen Herzog 
von Schwaben gab es überhaupt nicht mehr; den Titel eines 
Herzogs in Franken führte der Bischof von Würzburg; 
Lothringen war dem Reiche ganz entfremdet, und die Herzog- 
tümer Bayern und Sachsen waren nur klägliche Überreste der 
früheren großen Stammesherzogtümer. Von dem alten Stammes- 
Herzogtum Bayern waren die Grafschaft Tirol und das Herzog- 
tum Ost er reich abgebröckelt; außerdem hatte es Noch eine Reihe 
von Bistümern mit großen Gebieten ausstatten müssen. 
Längst hatten die weltlichen Fürsten (Kurfürsten, Herzöge, Land¬ 
grafen 2C.), welche Lehnsmannen des Kaisers waren, ihre Lehen erb- 
lich gemacht, ja, sie behandelten diese als ihr Eigentum, denn ihre 
Kinder teilten sie nicht selten. Diese Fürsten sowie die Bischöfe
	        
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