Full text: Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte (Band 1)

II. Friedrich I., Barbarossa. 2. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. 455 
den Zug nach dem fernen Osten an. Mit zahlreichem und glänzendem Ge¬ 
folge, darunter Bischof Konrad von Lübeck und Graf Gnnzelin von Schwerin, 
ging er über Regensburg, wo er die Großen Bayerns zn einem Landtage 
um sich versammelte, und Kloster Neuburg, wo er mit Herzog Heinrich von 
Österreich, dem zweiten Gemahle feiner Mutter, einer der weltlichen Stützen 
der alexandrinifchen Partei in Deutschland, eine Zusammenkunft hatte, nach 
Wien und von da aus die Donau hinab durch Ungarn, passierte nicht ohne 
manche Gefahr das Land der wilden Serben und kam dann, von griechischen 
Gesandten empfangen und geleitet, glücklich nach Konstantinopel an den Hof 
des Kaisers Emanuel (1172, 14. April), wo er mit königlichen Ehren em¬ 
pfangen wurde und das Osterfest glänzend beging. Zu Schiff wurde dann 
die Reise fortgesetzt: glücklich erreichte der fürstliche Wallfahrer Accon und 
pilgerte von dort nach Jerusalem, wo feiner ein glänzender Empfang durch 
die Tempelherren und Hospitaliter wartete. Von Jerusalem aus besuchte 
der Herzog mit den Seinen die heiligen Stätten und trat dann, nachdem 
er durch glänzende Geschenke unb Stiftungen das Andenken an feinen Be¬ 
such für spätere Zeiten gesichert hatte, bie Rückreise an. Über Antiochien 
und bann zur See nach Tarsus gehettb, zog Heinrich burch bas Gebiet bes 
Sultanates von Jcoitium. Mit reichen Geschenken, welche ihm Kilibsch 
Arslan bargebracht hatte, kam ber Herzog mit seinem Gefolge, aus bem 
freilich ber greife Bifchof Konrab von Lübeck unterwegs in Tyrus gestorben 
war, wieder nach Konstantinopel zurück unb erreichte von bort auf bemfelben 
Wege, ben er bei ber Hinreise eingeschlagen hatte, gegen Ende des Jahres 
1172 Bayern, von wo er sich nach Augsburg zur Begrüßung des gerade 
dort befindlichen Kaisers begab. Im Januar 1173 traf er dann wieder 
in Braunschweig ein. 
Noch tritt in der kirchlichen Stellung Heinrich des Löwen, dessen 
Thätigkeit in den nächsten Jahren eine durchaus friedliche war, keine ent¬ 
schiedene Wandlung hervor. Aber die Bedingungen, von welchen dieselbe 
abhing, waren doch im Laufe der Jahre völlig andere geworden. Wir 
wissen, daß Heinrich der Löwe von vornherein zn dem kaiserlichen Papst-- 
turne gestanden hatte: durch ihn war der alexandrinisch gesinnte Bischof 
Ulrich von Halberstadt verjagt und der gefügige Gero eingesetzt worden — 
was für den Herzog durch die Erwerbung bedeutender Halberstädter Lehen 
noch besonders gewinnreich würbe —; auch bett Würzburger Eib hatte 
Heinrich ja geleistet. Schon in ber nächsten Zeit aber ist fein Auftreten 
gegen bie Alexanbriner nicht mehr so entfchieben: wie früher nimmt er 
eine Vermittlerstellung ein. Auf bem Nürnberger Reichstage im Februar 
1166 fanbett wir ihn als Beschützer unb Fürsprecher bes mit dem Kaiser 
um bie Regalien ftreitenben Alexanbriner» Konrab von Salzburg. Aber 
selbst wenn Heinrich der Lowe schon damals der kaiserlichen Kirchenpolitik 
innerlich entfremdet gewesen fein sollte, wurde er doch selbst gegen feine 
Überzeugung bei derselben auszuharren genötigt durch den gewaltigen An¬ 
sturm, den gleich nach des Kaisers Aufbruch nach Italien die sächsischen 
Fürsten mit ihren Bündnern gegen ihn unternahmen und der zugleich seiner 
Gewaltherrschaft und dem kaiserlichen Papsttunte galt. 1167 und 1168 
verteidigte Heinrich der Löwe — vielleicht schon bis zu einem gewissen Grade
	        
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