46 Zweiter Zeitraum. Von der Gründung des fränkischen Reiches bis zur Teilung.
Herrscher als ein teures Besitztum. Während die Romanen in Karl das Muster
(Ideal) eines christlichen Ritters sahen, verehrten die Deutschen ihn als einen
gerechten Richter und weisen Gesetzgeber.
3. Ludwig ber Fromme (814—840).
Was Karl ber Große geschaffen, das vermochte sein Sohn Ludwig nicht
au ehalten. Er war in mancher Hinsicht seinem Vater ähnlich; aber es fehlte
ihm an Selbständigkeit des Willens und an Tatkraft, stets war er
von feiner Umgebung abhängig.
a) Die Reichsteilung. Lothar wirb Mitregent. Um bie Einheit be§
Reiches auch nach feinem Tobe sicherzustellen, ernannte Lubwig schon früh
feinen ältesten Sohn Lothar zum Thronfolger unb Mitfaifer; bie
Reiben jüngeren Söhne bekamen nur Königreiche von mäßiger Ausbehnung;
Pippin ben Sübwesten (Aquitanien), Lubwig, später ber Deutsche ge¬
nannt, ben Sübosten (Bayern). Er selbst behielt sich feine kaiserliche Ober¬
gewalt bor.
b) j.ie Empörung der drei Söhne und die Gefangennahme des
Kaisers. Die zweite Ehe bes Kaisers, aus welcher ein bieder Sohn, Karl
(ber Kahle), herborging, berursachte einen unheilbollen Familienzwist. Es
kam so weit, baß bie brei Söhne erster Ehe bewaffnet ihrem Vater ent¬
gegentraten. Als nun bei Kolmar (im Elsaß) bie Schlacht beginnen
sollte, würbe ber Kaiser bon feinen Truppen berlaffen. Lothar nahm
ihn gefangen unb zwang ihn zu öffentlicher Kirchenbuße (833). Die
Ebene bei Kolmar hieß feitbem im Volfsmunbe bas Lügenfelb unb galt
als eine Stätte bes Fluches unb böser Geister.
c) Tie Wiedereinsetzung des Kaisers und die Empörung Ludwigs
dev Teutschen. Lubwig unb Pippin traten balb sür ben Vater ein unb
bewirkten, baß er seinen Thron wieber erhielt. Als aber Lubwig
ber Fromme nach bem Tobe Pippins eine neue' Reichsteilung bornahm,
glaubte sich Lubwig ber Deutsche benachteiligt unb griff zu ben Waffen.
Noch bebor es zur Entfcheibung kam, starb ber Kaiser (840).
4. Der Bruderkrieg zwischen den Söhnen Ludwigs des Frommen
(840—842) unb der Teiluugsverlrag von Verdun (843).
a) Ter Krieg Lothars mit Ludwig dem Teutschen und Karl dem
Kahlen. Gegen Lothar, ber seinen Stübern bie beanspruchte Selbstänbigkeit
nicht gewähren wollte, berbanben sich Lubwig unb Karl. In einer mör-
berifchen Schlacht unterlag Lothar; trotzbem blieb er entschlossen, ben
Krieg fortzusetzen. Doch bas allgemeine Verlangen nach Frieden berhinberte