Full text: Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart (Teil 2)

Vorgeschichte Brandenburgs bis zum Regierungsantritt des Großen Kurfürsten. 165 
wendische Adel behielt seine bevorzugte Stellung und bequemte sich allmählich 
zur Annahme der deutschen Kultur. 
Zu den bäurischen Ansiedlern gesellten sich deutsche Handwerker und 
Kaufleute. Der Markgraf verlieh mehreren Ortschaften, wie Stendal, 
Salz wedel, Langer münde (in der Altmark), Brandenburg und 
Havelberg, deutsches Stadtrecht, d. h. Selbstverwaltung mit einem Rat an 
der Spitze. 
So wurde Albrecht der Bär der Begründer eines deutschen Kolonial¬ 
staates, dessen Bevölkerung in hartem Kampfe mit der Natur und feind¬ 
lichen Nachbarn sich kräftig entwickelte und durch Fleiß, Zähigkeit, Ausdauer, 
Verständigkeit und Tatkraft zu großen Leistungen befähigte. Brandenburg 
behauptete als Grenzland dem Reiche gegenüber eine selbständige 
Stellung. Albrecht der Bär war im eigentlichen Sinne Landesherr. 
Er war der größte Grundbesitzer seines Landes und der oberste Kriegs¬ 
und Gerichtsherr; ihm waren Bauern und Bürger zu Zins verpflichtet. 
Welch hohes Ansehen er genoß, beweist der plattdeutsche Vers: 
„Hmrit der Leuw und Albrecht der Bar, 
Dartho Frederik mit dem roden Har, 
Dat waren dree Heeren, 
De funden de Welt verkehren." 
b) Die übrigen Askanier. Albrechts Nachfolger drangen schrittweise 
nach Osten und Norden vor und waren in gleicher Weise wie er selbst 
für die Ausbreitung christlichen und deutschen Wesens tätig. 
Sein Sohn Otto I. gründete in einer von Seen umgebenen waldigen 
Landschaft das Zisterzienserkloster Lehnin (südlich von Brandenburg), 
welches die Begräbnisstätte der Askanier wurde. 
Ottos I. Enkel, Johann I. nnb Otto III., dis fast ein halbes 
Jahrhundert in brüderlicher Eintracht regierten, erwarben die Landschaften 
Barnim (mit Berlin) und Teltow (mit Teltow und Kölln), die ge¬ 
treidereiche Uckermark (Hauptort Prenzlau) und jenseits der Oder die 
Neu mark nebst bem Lande Lebus. In allen diesen Gegenden wurden 
Klöster unb Stabte bie Hauptträger beutscher Art tmb Gesittung. Unter 
jenen ist bas Zisterzienserstift Chor in, unter biefen Berlin, früher ein 
wenbisches Fischerborf, seit 1240 eine beutsche Stadtgemeinbe, und Frank¬ 
furt a. b. Ober hervorzuheben. Wie bie Markgrafen, so grünbete auch 
ber Abel Stäbte, so baß in kurzer Zeit an bie hunbert Stabte unb 
Stäbtchen entstauben (vgl. S. 93). 
Eine eigenartige Erscheinung unter den Assaniern ist Otto IV. mit dem 
Pfeil, so genannt, weil er längere Zeit die Spitze eines Pfeiles im Kopfe 
trug, von dem er im Kampfe verwundet worden war. Er gehört zu den fürst¬ 
lichen Minnesängern. Bei einer Fehde mit dem Erzbistum Magdeburg 
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