Full text: Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart (Teil 2)

266 Achter Zeitraum. Von Friedrich II. bis zur Wiederherstellung d. Deutschen Reiches. 
der allgemeinen Wehrpflicht ausgesprochen worden (S. 249). Jede 
Provinz stellte ein Armeekorps, und zwar Preußen das erste, Pommern 
das zweite usw. mit einem kommandierenden General an der Spitze. 
Außerdem wurde aus den Wehrpflichtigen aller Provinzen als auserlesene 
Truppe das Gardekorps gebildet. 
b) Die ersten Verfassungen in Deutschland nnb die Errichtung der 
Provinzialstände in Prenßen. Das Verlangen des Volkes nach einer 
Verfassung befriedigte in Norddeutschland zuerst der Großherzog Karl 
1816 August von Sachsen-Weimar, der Freund Goethes. Um dieselbe 
Zeit erhielten auch die süddeutschen Staaten Verfassungen, auf Grund 
deren zwei Kammern gebildet wurden: die erste aus den Prinzen des be¬ 
treffenden Fürstenhauses, den Häuptern der früher reichsunmittelbaren Ge¬ 
schlechter, den Bischöfen u. a., die zweite aus gewählten Vertretern bestimmter 
Volksgruppen (adeligen Gutsbesitzern, Geistlichen, städtischen und ländlichen 
Abgeordneten). 
Die beiden Großmächte verhielten sich ablehnend. 
Preußen stand dabei unter dem Einflüsse des österreichischen Staatskanzlers 
Metternich, der dem Grundsätze huldigte: „Alles für das Volk, nichts 
durch das Volk" (vgl. S. 220). Die Selbstverwaltung der Städte 
blieb zwar bestehen; aber im übrigen begnügte sich Friedrich Wilhelm III. 
mit der Errichtung der Provinzialstände (1823). Jede Provinz 
erhielt einen ständisch gegliederten Landtag, der aus den Vertretern des 
Großgrundbesitzes (Adel), der Städte (Bürger) uud der kleinen Grund¬ 
besitzer (Bauern) bestand. Bei der Verteilung der Stimmen war der 
Großgrundbesitz bevorzugt, und der Anteil der Provinzialstände an der 
Regierung beschränkte sich auf die Begutachtung von Gesetzentwürfen, die 
ihre Provinz betrafen. Eine Verfassung für den ganzen Staat seinem 
Volke zu geben, konnte Friedrich Wilhelm III. sich nicht entschließen. 
o) Die Anfänge der deutschen Einheitsbewegung und ihre Bekämpfnng 
dnrch die Staatsgewalt. Der Deutsche Bund befriebigte nicht bas Einheits- 
bebürfnis bes beutschen Volkes, bas burch bie Befreiungskriege angeregt 
worben war1. Die Hauptträger bes Eiuheitsgedankens waren die Uni¬ 
versitäten, insbesondere die deutsche Burschenschaft, eine Ver- 
1 Schon während derselben hatte der „Kaiserherold" Max v. Schenkendorf der 
Sehnsucht nach dem Kaisertum ergreifenden Ausdruck verliehen: 
„Ach, die Sehnsucht wird so laut! 
Wollt ihr keinen Kaiser küren? 
Kommt kein Ritter, heimzuführen 
Deutschland, die verlass'ne Braut?"
	        
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