Full text: Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart (Teil 2)

Friedrich Wilhelm I. 
203 
Unter diesen standen in den Städten die Steuerräte, auf dem Lande 
die Landräte. 
In der Geschäftsanweisung für alle diese Behörden schärft der König 
den Beamten Fleiß, Pünktlichkeit und gleichmäßige Fürsorge für 
alle Untertanen ein; den Säumigen droht er mit harten Strafen. — 
Die Aufsicht über die gesamte Finanzverwaltung wurde der Oberrechnungs¬ 
kammer in Potsdam übertragen, welche alle den Staat betreffenden Rech¬ 
nungen auf Heller und Pfennig prüfen mußte. 
Auf diese Weife schuf der König ein tüchtiges und pflichttreues 
Beamtentum, das, wie der Offizier stand, eine Säule des preußischen 
Staates geworden ist. 
c) Friedrich Wilhelm als Landesvater. 
1. Die hohe und ernste Auffassung feiner Herrscherwürde. Keiner 
der preußischen Könige war so sehr von dem Gefühle seiner unum¬ 
schränkten Herrschergewalt durchdrungen wie Friedrich Wilhelm I. 
Trotz dem Widersprüche des Adels setzte er an die Stelle des Ritterpferdes 
(S. 186) eine jährliche feste Geldabgabe. Den preußischen „Junkern", 
die sich der Neuordnung der Grundsteuer zu widersetzen wagten, hielt er 
den stolzen Satz entgegen: „Ich stabiliere (setze fest) die Souverainete 
(die Herrscherinacht) wie einen Rocher (Fels) von Bronze (Erz)." 
Aber der König betrachtete seine Würde als ein ihm von Gott 
verliehenes Amt, das er zum Wohle seiner Untertanen verwalten 
müsse. Deshalb war er rastlos tätig und kümmerte sich um alles, 
was im Lande vorging; auch trug er kein Bedenken, sich sogar in die 
persönlichen und häuslichen Angelegenheiten der Untertanen einzumischen. 
Alle einlaufenden amtlichen Schreiben erbrach er eigenhändig und versah 
sie mit kurzen Randbemerkungen. Jedermann staunte über die ge¬ 
waltige Arbeitskraft des Königs. 
Um alles mit eigenen Augen zu sehen, reiste er beständig im Lande 
umher. Dabei besichtigte er die Truppen, prüfte die Tätigkeit der Be¬ 
amten und überzeugte sich von dem Zustande der Landwirtschaft, der 
Gewerbe, der Schulen und Kirchen. Der Beamte, welcher seine Pflicht 
versäumte, bekam den Stock des Königs zu fühlen, wie jener Tor¬ 
schreiber von Potsdam, der die Bauern morgens zu lange am Tore 
warten ließ. 
2. Wirtschaftliche und soziale Maßregeln. Um verödete Landstriche 
zu bevölkern, erleichterte der König die Einwanderung fremder An¬ 
siedler durch die Gewährung von Reisegeld, freiem Bauholz u. dgl. In 
dem durch die Pest entvölkerten Ostpreußen wurde der größte Teil der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.