Friedrich Wilhelm I.
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er verlangte, daß jedes Kind lesen und schreiben lerne. Die Durchführung
der allgemeinen Schulpflicht gelang ihm freilich ebensowenig wie
die der allgemeinen Wehrpflicht.
D. Hof- und Familienleben. Bei Hofe herrschte die größte Einfach¬
heit. Feine französische Gerichte durften nicht auf den Tisch kommen; denn
der König war überhaupt ein abgesagter Feind des französischen
Wesens. Hosfeste wurden nur bei besondern Anlässen veranstaltet. In
allen Schlössern waren Rauchzimmer für die Abhaltung des Tabaks¬
kollegiums eingerichtet. So nannte man die zwanglose Abendgesell¬
schaft, wozu der König hauptsächlich ältere Offiziere versammelte. Die
Gäste saßen um einen langen, schweren Tisch, tranken Bier und rauchten
aus holländischen Tonpfeifen. Alle hatten das Recht vollster Redefreiheit,
auch gegenüber dem Könige, der sonst keinen Widerspruch ertragen konnte.
Das Familienleben Friedrich Wilhelms bot einen wohltuenden
Gegensatz zu dem leichtfertigen und sittenlosen Treiben der meisten euro¬
päischen Höfe. Seine Gemahlin Sophie Dorothea schenkte dem Könige
sieben Söhne und sieben Töchter. Doch blieb der häusliche Friede nicht
ungetrübt, hauptsächlich deshalb, weil die beiden Gatten in der Erziehung
des Kronprinzen verschiedene Wege gingen.
E. Friedrich Wilhelms Persönlichkeit und Lebensweise. Sein Ende.
Friedrich Wilhelm war von mittlerer Größe und kräftigem Wuchs. In
dem runden, gebieterischen Antlitz leuchteten helle, lebhafte Augen. Blondes
Haar umwallte das stolz aufgerichtete Haupt; doch verdeckte es der König
durch eine braune, später eine weiße Stutzperücke, die in einem Zopf endete.
Seine regelmäßige Kleidung war die Uniform der Potsdamer Garde. Beim
Ausgehen trug er einen dreieckigen Hut und in der Hand den gefürchteten Bambus.
Im Sommer stand der König um 4, im Winter um 6 Uhr auf.
Zuerst erledigte er die eingelaufenen Schriftstücke; dann ging er zur Parade.
Der Nachmittag gehörte der Familie, der Abend den Freunden im Tabaks¬
kollegium. Nur auf Reisen wurde von dieser Einteilung des Tages ab¬
gewichen. — Unter den Vergnügungen des Königs nahm die sog. Par¬
forcejagd auf Hirsche und Wildschweine die erste Stelle ein. Die Be¬
friedigung feiner geistigen Bedürfnisse fand er in der Lesung religiöser
Bücher und im Kreise seiner Freunde. Seinen christgläubigen Sinn be¬
tätigte er auch durch die Erbauung zahlreicher Kirchen. Die christlichen
Bekenntnisse genossen die gleiche Duldung; doch betrachtete sich der König
als den Schutz Herrn des Protestantismus, wie namentlich sein
Verhalten gegen die Salzburger beweist. Für die Kinder seiner katho¬
lischen Soldaten errichtete er besondere Schulen.