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(58) gänzlich und machte den Rhein zum Grenzflüsse gegen
die Germanen. In den folgenden Jahren unterwarf Cäsar
die im mittleren und nördlichen Gallien wohnenden Völkerstämme.
Um Einfällen der Germanen und britischen Kelten zuvorzukommen,
überschritt Cäsar zweimal den Rhein und setzte zweimal auf Schiffen
nach Britannien über.
Der Kampf mit den britischen Kelten brachte Cäsar wenig
Erfolg. Es brachen auch noch wiederholt Aufstände der Gallier aus.
Für die Römerherrschaft war die Erhebung der Gallier unter ihrem
heldenhaften Fürsten Bereingetorir am gefährlichsten. Nach anfänglichen
Verlusten besiegte Cäsar die Gallier aber vollständig bei der Festung
ütdfia (an der Seine, nordwestlich von Dijon) 52. Im Jahre
51 war ganz Gallien, das heutige Frankreich, eine 51
römische Provinz.
Cäsar schonte die religiösen und nationalen Eigentümlichkeiten
der Besiegten und erhob nur geringe Steuern von ihnen. Durch
diese Milde und die Besiedlung des Landes mit Römern erreichte
er, daß Gallien in kurzer Zeit ein römisches Land wurde.
Römische Sprache, römisches Recht und römische Münzen verbreiteten
sich rasch; römische Baumeister schufen Wasserleitungen und Theater,
und Heerstraßen verbanden das Land mit Rom. So hatte Cäsar
durch die Eroberung Galliens eine Tat von weltgeschichtlicher
Bedeutung vollbracht. Das neuerworbene Land trat jetzt ins
geschichtliche Leben ein und widerstand noch dreieinhalb Jahrhunderte
lang dem Ansturm der Germanen. Cäsar hatte sich aber in Gallien
auch ein tüchtiges, ihm ganz ergebenes Heer geschaffen, mit dem er
sich die Alleinherrschaft erkämpfen konnte.
4. Der Krieg zwischen Cäsar und Pompejus. (Der zweite
Bürgerkrieg.) 49—45. Während Cäsar ein Gebiet eroberte, das 49—45
für das Römerreich von großer Bedeutung wurde, war Pompejus in
Rom geblieben und hatte Spanien durch Stellvertreter verwalten lassen.
In seiner Eifersucht auf Cäsars Erfolge schloß er sich wieder dem
Senat an und erreichte, daß er zum alleinigen Konsul ernannt wurde.
Cäsars Amtszeit in Gallien lief im Jahre 49 ab. Als er sich
für das folgende Jahr um das Konsulat bewarb, verlangte der
Senat auf Betreiben des Pompejus, daß Cäsar sein Heer entlassen
und nach Rom zurückkehren solle. Da überschritt Cäsar — angeblich
mit den Worten: „Der Würfel ist gefallen!" — den Rubikon,*) den
Grenzfluß seiner Provinz. Pompejus stand ihm ungerüstet gegen¬
über. Deshalb floh er nach Jllyrien. Cäsar besetzte Rom und ließ
sich zum Diktator ernennen. Er herrschte nun über ganz Italien,
*) Vgl. die sprichwörtliche Redensart „Den Rubikon überschreiten\