Full text: Geschichte des Altertums (Teil 1, Oberkursus)

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befestigen, vermählte er sich mit Roxane, der Tochter eines 
orientalischen Fürsten. Er gründete auch mehrere Städte, um 
griechische Sprache und Sitte in Asien zu verbreiten. 
4. Alexanders Zug nach Indien. Im Sommer 327 zog 
Alexander mit seinem Heere nach Südosten, um das als Wunderland 
gepriesene Indien zu erobern. Unter großen Schwierigkeiten und 
furchtbaren Kämpfen mit den tapferen Indern, die der mazedonischen 
Reiterei ihre Kriegselefanten entgegenschickten, drang Alexander bis 
an den Hhphasis, einen Zufluß des Indus, vor. Da das Heer 
unter den zahlreichen Kämpfen und der ungesunden Regenzeit litt, 
verweigerte es jetzt den Gehorsam. Alexander brachte den Göttern 
auf zwölf turmhohen Altären Opfer dar und segelte auf einer schnell 
erbauten Flotte den Indus hinab. Vom Delta aus sandte er 
einen Teil seines Heeres auf den Schiffen nach Westen, um das 
Meer bis zur Euphratmündung zu erforschen. Er selbst zog mit 
dem Reste des Heeres unter ungeheuren Verlusten durch die gedrosische 
Wüste, das heutige Balutschistau, nach Persien. 
5. Alexanders Herrschertätigkeit und sein Tod. Alexander 
hatte ein Weltreich gegründet, das sich vom Adriatischen Meere 
bis an den Indus ausdehnte. Er war aber nicht nur groß als 
Feldherr, sondern auch als Staatsmann. Sein Plan ging 
dahin, die Mazedonier und Perser zu einem Volke zu 
vereinigen und damit zugleich die griechische und die orientalische 
Kultur zu verschmelzen. Darum gab er zuerst seinem Riesen¬ 
reiche eine einheitliche Organisation, indem er es in Provinzen 
einteilte und in diesen Beamte für die Militär-, Zivil- und Finanz¬ 
verwaltung einsetzte. Die Beamten wurden scharf beaufsichtigt. 
Nach seiner Rückkehr aus Indien vermählte er 10000 mazedonische 
und griechische Krieger mit Perserinnen und nahm selbst nach 
orientalischer Sitte neben Roxane eine Tochter des Darius zur zweiten 
Gemahlin. Seinem Beispiele folgten viele angesehene Mazedonier 
und Griechen. Alexander ließ asiatische Truppen in maze¬ 
donischer Weise ausbilden und reihte sie in sein Heer ein. Um sich 
als Nachfolger des Darius auch äußerlich zu kennzeichnen, nahm 
er die persische Künigstracht an und führte das persische 
Hofzeremoniell ein. Als er auch von seinen mazedonischen 
Offizieren verlangte, daß sie ihn nach orientalischer Sitte durch 
Niederknien begrüßen sollten, kam es zu Unruhen, die Alexander 
mit großer Härte unterdrückte. Seinen Lebensretter Klitus, der 
ihm Vorhaltungen machte, stach er im Jähzorn nieder. 
Die hellenistische Kultur suchte Alexander auch dadurch 
zu fördern, daß er den Handel, den Verkehr und die griechische 
Kolonisation förderte. Durch den Zug nach Indien und die 
Heimfahrt seiner Flotte waren neue Handelswege geschaffen
	        
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