Contents: Deutschland, Grundzüge der Handelsgeographie, Verkehrswege, Allgemeine Erdkunde, Mathematische Erdkunde (Teil 3)

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§ 1. Die deutschen Landschaften. 
die Küstenbewohner entsteht, wenn zu dieser Zeit starke Winde vom Meere her- 
wehen und Sturmfluten erzeugen. Am niedrigsten ist die Flut zur Zeit der 
Mondviertel (Quadraturen), weil alsdann die anziehende Kraft des Mondes 
sich mit der der Sonne kreuzt, so daß nur eine taube oder Ni pp fl nt 
(Fig. 55, III) entstehen kann. Dann ist der flache Strand meerwärts weithin 
trocken, er hat „Niedrigwasser". Im Mittel beträgt der Höhenunterschied 
zwischen Flut- und Ebbespiegel selten mehr als 2—4 in, bei Bremerhaven 
3,3 m. In den sich verengenden Busen steigt die Flutwelle besonders hoch, so 
bis 16 m im Bristol-Kanal. Um so schwächer ist sie dagegen in Binnenmeeren, 
so in der westlichen Ostsee nur etwa 0,1 m. 
Ohne die Gezeitenbewegung wären viele Häfen für Seeschiffe unerreichbar. 
Die Flutwelle trägt die großen Schiffe weit flußaufwärts, so in der Elbe 
150 km, in der Weser 70 km; im breiten, tiefen Amazonenstrom dringt die 
Flutwelle gar an 1000 km stromaufwärts. 
VII. Das Hinterland der Nordsee. 
Die Ebene, die landeinwärts von den frnchtbaren Marschen liegt, wird 
etwa durch die Weser und die Aller in zwei Gebiete geschieden. Östlich 
breitet sich das hügelige Geestland aus, und westlich liegt das Gebiet der 
ausgedehnten Moore. 
Die Geest (abgeleitet von güst ^ unfruchtbar) ist mager und gibt meist 
nur geringe Ernten. An manchen Stellen ist sie mit Heidekraut bedeckt. 
Die ausgedehnteste Heidelandschaft ist die Lüneburger Heide zwischen 
Elbe, Weser und Aller. Sie ist nicht mehr die sandige Einöde, als welche 
sie lange verrufen war. Durch Stauungen werden Bäche in Rieselkanäle 
übergeführt, und so entstehen die „Rieselwiesen" und anbaufähiger Acker¬ 
boden. Weite Strecken der Heide sind auch aufgeforstet. 
Da, wo das Wasser durch die Landschaft träge dahinfließt oder sich 
gänzlich staut, entstehen Moore. Dichte Lagen von Wasserpflanzen und 
Moosen sterben ab und schichten sich zu Torfmassen auf. Unter den Mooren 
westlich von der Weser nehmen die Emsmoore den größten Flächenranm 
ein. Das bedeutendste ist das Bourtanger Moor an der deutsch-hollän¬ 
dischen Grenze. (Über Fehnwirtschaft vgl. S. 79f.) 
Das Westelbische Tiefland dringt in der Kölnischen und Münster- 
schen Bucht tiefer in das Deutsche Mittelgebirge ein. (Vgl. hierüber 
S. 38 u. 40.) 
VIII. Die Volkswirtschaft im Westelbischen Tieflande. 
Für die Landwirtschaft sind der südliche Teil des Tieflandesund die 
Marschen wohlgeeignet. Um Brannschweig finden sich die größten und 
ertragreichsten Spargelfelder Deutschlands. Auf den Bahnhöfen in und 
um Braunschweig werden im Mai täglich über 5000 kg frischer Spargel 
verfrachtet. Die fetten Marschen geben die besten Erträge des Getreide¬ 
baues. Bei Hamburg (Vierlande) wird vorzügliches Obst und Gemüse
	        
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