Preußen unter Friedrich Wilhelm IV. 1840—1861.
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Künstlerische, ein gewandter Redner, voll Witz und Geist. Gleich bei seinem
Regierungsantritt erließ er eine Amnestie für die politischen Vergehen
der letzten Zeit. Ernst Moritz Arndt erhielt infolgedessen seine Professur
in Bonn wieder; Ludwig Jahn wurde in Freiheit gesetzt und nach¬
träglich noch mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.
2. Der Vereinigte Landtag. Preußen war damals noch eine absolute
Monarchie. Wie anderwärts, so wollte auch hier seit den Befreiungs¬
kriegen das Verlangen
nach größerer Freiheit,
insbesonderenach selbst¬
gewählten Vertretern
bei der Beratung der
Gesetze und Festsetzung
der Steuern, nicht zum
Schweigen kommen.
Schon Friedrich Wil¬
helm III. hatte in sämt¬
lichen Provinzen soge¬
nannte Provinzialland¬
tage eingerichtet, die
sich alle drei Jahre ver¬
sammelten, um über
das Wohl der Provinz
zu beraten. Diese Ein¬
richtung erweiterte der
König, indem er 1847
aus den Provinzial- ^ ***** ®iIWm IV’(ti0n ®rü9er}
ständen den „Vereinigten Landtag" der Monarchie bildete und nach
Berlin berief. Die neugeschaffene Körperschaft konnte zwar Steuern
bewilligen oder ablehnen, hatte aber in der Gesetzgebung keine Stimme.
Die .erste Versammlung wurde vom König selbst mit einer feierlichen Rede
eröffnet, in der er das Bekenntnis ablegte, das dann sein Wahlspruch ge¬
worden ist: „Ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen." Unter
den Mitgliedern des Landtages waren aber viele, die mit den gewährten
Rechten nicht zufrieden waren. Sie verlangten Anteil an der Gesetz¬
gebung und vollständige Preßfreiheit. Da der König diese Forderungen
nicht bewilligen wollte, löste er den Landtag auf.
3. Der Aufstand in Berlin 1848. Die Februarrevolution, die 1848
in Frankreich ausbrach und dann fast auf alle europäischen Staaten über-
^orger, Lehrgang der Vaterland. Geschichte. 2. Tl. 2. Hälfte. 6