Full text: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (Bändchen 4)

12. Königin Luise. 
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hatte, mußte Preußen sich dem Sieger unterwerfen. Um günstigere Frie¬ 
densbedingungen zu erlangen, wollte man in Tilsit eine Begegnung 
der Königin mit Napoleon herbeiführen. Napoleon behandelte die Königin 
mit kühler Höflichkeit, ließ sich aber in seinen Forderungen durch sie nicht 
milder stimmen. Auch eine nochmalige Bitte der Königin um Magdeburg 
war ohne Erfolg. Tief betrübt schied sie von Napoleon. Die harten Friedens¬ 
bedingungen wollten ihr das Herz brechen. 
d) In Memel und Königsberg. Die Königin blieb der 
Mittelpunkt des Kreises vaterländisch gesinnter Männer, die sich jetzt in 
Königsberg beim Könige einsanden, um die Erneuerung Preußens 
in die Wege zu leiten. Vor allem setzte sie ihre Hoffnung auf Stein. 
Abb. 8. Sarkophagbildnis der Königin Luise von Rauch. 2 
e) Rückkehr nach Berlin. Als die Franzosen 1809 die Oder¬ 
festungen geräumt hatten, wurde der sehnliche Wunsch der Königin, nach 
Berlin zurückzukehren, erfüllt. Am 23. Dezember, demselben Tage, an 
dem vor 16 Jahren Luise als Braut in Berlin eingezogen war, traf das 
Königspaar mit den Kindern in der Hauptstadt ein, wo ihnen von allen 
Seiten der herzlichste Empfang bereitet wurde. 
4. Der Tod der Königin am 19. Juli 1810. Nach all dem Ungemach, 
das sie erduldet, sehnte sich die Königin danach, ihren Vater wiederzu¬ 
sehen. Sie begab sich deshalb im Juni 1810 nach dem Schlosse Hohen- 
zieritz bei Strelitz. Eine Erkältung, die sie sich kurz vor ihrer Abreise bei 
einem Feste im Charlottenburger Schlosse zugezogen hatte, verschlimmerte 
sich so heftig, daß der König durch Eilboten an das Krankenlager seiner Ge¬ 
mahlin gerufen werden mußte. Wenige Stunden nach seiner Ankunft 
verschied fie am 19. Juli 1810. 
Mit dem Königshause klagte das ganze Land schmerzlich um die Heim¬ 
gegangene. „Das Unglück des Vaterlandes hat ihr das treue Herz gebrochen".
	        
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