Full text: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart (Bändchen 4)

§ 15. Preußens Erhebung 1813. 
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der unwirtbaren Gegend, die schon auf dem Hinwege völlig verwüstet 
worden war, die verheerenden Wirkungen des Mangels ein. Dazu stieg 
die Winterkälte ungewöhnlich hoch; zuletzt fiel massenhafter Schnee, der 
das Weiterkommen noch mehr erschwerte. Tausende blieben erfroren 
oder verhungert oder von den heranschwärmenden Kosaken verwundet 
und getötet an der leichenbesäten Heerstraße liegen. Die ganze Armee ging 
in grauenvoller Flucht zugrunde. 
Vollendung der Niederlage. Ende November waren noch 
etwa 30 000 Mann bis an die Beresina, einen rechten Nebenfluß des Dnjeprs, 
gelangt. Im mörderischen Gedränge, von den nachsetzenden Feinden aufs 
äußerste bedrängt, rettete sich auf unsicherer Brücke noch ein letzter Teil, der 
dann unter gesteigerten Bedrängnissen die wirre Flucht fortsetzte. Nur wehr¬ 
lose Haufen erreichten unter der Führung von Murat und Ney Mitte Dezember 
die preußische Grenze (jenseits des Njemens). Napoleon war über Wilna auf 
einem Schlitten vorausgeeilt und traf am 18. Dezember nächtlicherweile in 
Paris ein. „Die Große Armee", hieß es im letzten seiner Kriegsberichte, „ist 
verloren; die Gesundheit Sr. Majestät ist niemals besser gewesen." 
C. Die Befreiungskriege {8\3—(8\5. 
Vgl. Karte XII (S. 24). 
§ 15. 
Ureußens Krheöung 1813. 
1. Allgemeiner Umschwung 1813. Der Untergang der französischen 
Armee bestärkte Alexander I. in dem durch Stein angeratenen Entschluß, 
den Krieg bis zum völligen Sturze des verhaßten Gegners fortzusetzen. 
Dazu brauchte er aber die Bundesgenossenschaft Deutschlands, namentlich 
Preußens, wo ihm die Stimmung des Volkes von selbst entgegenkam. 
Schon am 30. Dezember des Vorjahres hatte der preußische General 
Dorck, der mit seinem gut erhaltenen Hilfskorps noch an der russisch- 
preußischen Grenze stand, auf eigene Verantwortung mit Rußland die 
Konvention von Tanroggen geschlossen, wonach die gegen¬ 
seitigen Feindseligkeiten eingestellt sein sollten. Zwar verweigerte Friedrich 
Wilhelm III. auf Hardenbergs Rat die Bestätigung und sprach um des 
äußeren Scheines willen Dorcks Absetzung aus, aber insgeheim billigte 
man die entschlossene Tat. Die Russen nahmen sofort die preußischen 
Länder bis zur Weichsel in einstweiligen Besitz. Auch mit Österreich hatte 
Rußland eine Verständigung angebahnt und einen Waffenstillstand ge-
	        
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