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Met, der aus Honig und Wasser bereitet wurde. Die Bestellung des Ackers 
und die Aufsicht über das Vieh blieb den Knechten überlassen. 
Die Religion der Deutschen war ein Naturdienst. Sie verehrten als 
höchsten Gott den Wodan, den Gott des Himmels, der nur ein Auge, die 
Sonne, hatte. Seine Gemahlin war Frija, sein Sohn Donar, der Gott des 
Donners. Nach diesen beiden Gottheiten sind der Freitag und Donnerstag 
benannt. Die Götter wurden nicht in Tempeln verehrt, sondern auf Höhen 
der Berge oder im Dunkel heiliger Haine. Die Deutschen glaubten an ein 
Fortleben der Seele nach dem Tode. Wer auf Erden tapfer gekämpft hatte, 
wurde in die Walhalla versetzt, wo sich die Seligen an Jagd, Kämpfen aller 
Art und festlichen Mahlzeiten ergötzen sollten. 
Die Deutschen jener Zeit waren nur wenig gebildet, aber sie besaßen 
Tttgerrderr, welche an ihnen von anderen Völkern gerühmt wurden. Sie 
waren sehr tapfer und gingen mutig in die Schlacht. Die Freiheit galt ihnen 
als höchstes Gut und Knechtschaft schlimmer als Tod. Zu rühmen war auch 
ihre Treue. Ein gegebenes Versprechen war ihnen heilig; „ein Mann, ein 
Wort" hatte damals volle Geltung. Ebenso waren sie sittenrein. Gegen Reisende 
übten sie freigebige Gastfreundschaft. 
2. Kermann, der Aefreier Deutschlands. (9 nach Chr.) 
Die Länder, welche im Süden und Westen an Deutschland grenzten, waren dem 
mächtigen Volke der Römer Unterthan, welches damals fast die ganze bekannte Erde 
beherrschte. Die Deutschen unternahmen oft Eroberungszüge in das römische Gebiet. 
Die Römer suchten ihrerseits Deutschland zu unterjochen, und so kam es zwischen 
Römern und Deutschen zu langwierigen und blutigen Kriegen. 
In denselben gelang es den Römern allmählich, das Land zwischen Rhein und 
Elbe sich zu unterwerfen. Als Statthalter dieser Provinz setzten sie den stolzen und 
habsüchtigen Uarus ein. Dieser suchte mit Gewalt römische Sprache und Sitte in 
Deutschland einzuführen, trieb die Abgaben mit großer Härte ein und ließ freie Deutsche 
geißeln und hinrichten. Dadurch wurde große Unzufriedenheit unter den niederdeutschen 
Völkern erregt. 
Niemand fühlte die Schmach des Volkes tiefer als Hermann, der Sohn eines 
deutschen Fürsten aus dem Stamme der Cherusker. In seiner Jugend hatte er in 
dem römischen Heere gedient und so die römische Kriegskunst kennen gelernt, vom Kaiser 
Augustus sogar römisches Bürgerrecht erhalten; dennoch haßte er die Römer und suchte 
ihre Herrschaft abzuschütteln. 
Im Jahre 9 nach Christus erhielt Varus die Rachricht', daß die deutschen 
Völkerstämme, die an der Weser wohnten, einen Aufstand gegen die Römer unter¬ 
nommen hätten. Varus stand an der unteren Ems und zog mit seinem Heere durch 
den Teutoburger Wald, um an den Ort des Aufstandes zu gelangen. In den 
Schluchten und Engpässen des Teutoburger Waldes konnte das römische Heer nur 
langsam vorrücken; durch lang anhaltenden Regen war der sumpfige Boden unwegsam, 
Bogen und Pfeile waren unbrauchbar geworden. Plötzlich stürmten von ben umliegenden 
Anhöhen bie Deutschen auf bie ermatteten Römer; von vorn, von ben Seiten, vom Rücken 
würben biefe angegriffen. Zwar gelang es ihnen, sich durchzuschlagen unb bas freie 
Feld zu erreichen; am folgenben Tage traten sie aber ben Rückzug an und erwehrten 
sich nur mit Mühe ber angreisenben Deutschen. Am britten Tage endlich unterlagen 
die Römer vollstänbig. Nach verzweifelter Gegenwehr wurde das ganze römische Heer 
vernichtet; Varus stürzte sich in sein Schwert, um nicht lebendig in die Hände der 
Deutschen zu fallen. Viele der gefangenen Römer wurden den Göttern geopfert, die 
übrigen zu harter Knechtschaft verurteilt. 
Als in Kam bie Nachricht von ber Niederlage im Teutoburger Walde eintraf, 
gerieten die Römer in große Angst. Sie glaubten, die gefürchteten Deutschen würden 
über die Alpen kommen und Italien verwüsten. Der Kaiser Augustus rief Hände-
	        
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