II 46
Met, der aus Honig und Wasser bereitet wurde. Die Bestellung des Ackers
und die Aufsicht über das Vieh blieb den Knechten überlassen.
Die Religion der Deutschen war ein Naturdienst. Sie verehrten als
höchsten Gott den Wodan, den Gott des Himmels, der nur ein Auge, die
Sonne, hatte. Seine Gemahlin war Frija, sein Sohn Donar, der Gott des
Donners. Nach diesen beiden Gottheiten sind der Freitag und Donnerstag
benannt. Die Götter wurden nicht in Tempeln verehrt, sondern auf Höhen
der Berge oder im Dunkel heiliger Haine. Die Deutschen glaubten an ein
Fortleben der Seele nach dem Tode. Wer auf Erden tapfer gekämpft hatte,
wurde in die Walhalla versetzt, wo sich die Seligen an Jagd, Kämpfen aller
Art und festlichen Mahlzeiten ergötzen sollten.
Die Deutschen jener Zeit waren nur wenig gebildet, aber sie besaßen
Tttgerrderr, welche an ihnen von anderen Völkern gerühmt wurden. Sie
waren sehr tapfer und gingen mutig in die Schlacht. Die Freiheit galt ihnen
als höchstes Gut und Knechtschaft schlimmer als Tod. Zu rühmen war auch
ihre Treue. Ein gegebenes Versprechen war ihnen heilig; „ein Mann, ein
Wort" hatte damals volle Geltung. Ebenso waren sie sittenrein. Gegen Reisende
übten sie freigebige Gastfreundschaft.
2. Kermann, der Aefreier Deutschlands. (9 nach Chr.)
Die Länder, welche im Süden und Westen an Deutschland grenzten, waren dem
mächtigen Volke der Römer Unterthan, welches damals fast die ganze bekannte Erde
beherrschte. Die Deutschen unternahmen oft Eroberungszüge in das römische Gebiet.
Die Römer suchten ihrerseits Deutschland zu unterjochen, und so kam es zwischen
Römern und Deutschen zu langwierigen und blutigen Kriegen.
In denselben gelang es den Römern allmählich, das Land zwischen Rhein und
Elbe sich zu unterwerfen. Als Statthalter dieser Provinz setzten sie den stolzen und
habsüchtigen Uarus ein. Dieser suchte mit Gewalt römische Sprache und Sitte in
Deutschland einzuführen, trieb die Abgaben mit großer Härte ein und ließ freie Deutsche
geißeln und hinrichten. Dadurch wurde große Unzufriedenheit unter den niederdeutschen
Völkern erregt.
Niemand fühlte die Schmach des Volkes tiefer als Hermann, der Sohn eines
deutschen Fürsten aus dem Stamme der Cherusker. In seiner Jugend hatte er in
dem römischen Heere gedient und so die römische Kriegskunst kennen gelernt, vom Kaiser
Augustus sogar römisches Bürgerrecht erhalten; dennoch haßte er die Römer und suchte
ihre Herrschaft abzuschütteln.
Im Jahre 9 nach Christus erhielt Varus die Rachricht', daß die deutschen
Völkerstämme, die an der Weser wohnten, einen Aufstand gegen die Römer unter¬
nommen hätten. Varus stand an der unteren Ems und zog mit seinem Heere durch
den Teutoburger Wald, um an den Ort des Aufstandes zu gelangen. In den
Schluchten und Engpässen des Teutoburger Waldes konnte das römische Heer nur
langsam vorrücken; durch lang anhaltenden Regen war der sumpfige Boden unwegsam,
Bogen und Pfeile waren unbrauchbar geworden. Plötzlich stürmten von ben umliegenden
Anhöhen bie Deutschen auf bie ermatteten Römer; von vorn, von ben Seiten, vom Rücken
würben biefe angegriffen. Zwar gelang es ihnen, sich durchzuschlagen unb bas freie
Feld zu erreichen; am folgenben Tage traten sie aber ben Rückzug an und erwehrten
sich nur mit Mühe ber angreisenben Deutschen. Am britten Tage endlich unterlagen
die Römer vollstänbig. Nach verzweifelter Gegenwehr wurde das ganze römische Heer
vernichtet; Varus stürzte sich in sein Schwert, um nicht lebendig in die Hände der
Deutschen zu fallen. Viele der gefangenen Römer wurden den Göttern geopfert, die
übrigen zu harter Knechtschaft verurteilt.
Als in Kam bie Nachricht von ber Niederlage im Teutoburger Walde eintraf,
gerieten die Römer in große Angst. Sie glaubten, die gefürchteten Deutschen würden
über die Alpen kommen und Italien verwüsten. Der Kaiser Augustus rief Hände-