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wil uns verdriuen.« Da aber Otto, wie dieselbe Magde¬
burger Schöffenchronik sagt, »stridich was und nicht vor-
sichtech«, so mehrte sich das Reich des „Papenkaisers" von
Tage zu Tage. Friedrich konnte sogar einen Einfall in die
Erblande des Welfen wagen, und der unkluge Zug nctd) Frank¬
reich , den Otto als Bundesgenosse Johann's von England
unternahm, mit der Schlacht von Bouvines, von welchem
Ereigniß an „wie allbekannt, der Name der Deutschen bei den
Galliern immer mehr an Werth verlor." nahm diesem vollends
alle Aussichten, den Gegenkönig zu beseitigen. Aachen, welches
das Jahr vorher noch dem Angriffe Friedrich's getrotzt hatte, öff¬
nete jetzt seine Thore, so daß nun an der feierlichen
Stelle die neue Krönung geschehen konnte, durch welche der
Hohenstaufe dem Volke erst als der rechtmäßige König galt.
Das Ziel, welches den Jüngling über die Alpen geführt
hatte, war erreicht: in der Stadt Karl's des Großen, wo
die Gebeine dieses Begründers der römischen Kaiserwürde im
Mittelalter ihre Ruhestätte hatten, wurde ihm die Krone auf
die Stirn gedrückt, welche die Herrschaft über das deutsche
Reich bedeutete und die Vorbedingung für die andere in Rom
zu erlangende war. Der gewaltigen Erregung des Augenblicks
entsprach es, daß der König sich mit dem Zeichen des Kreuzes
schmückte; das Gelübde eines Kreuzzugs, den er „dankbar der
Gnade Gottes" unternehmen wollte, erschien als bte rechte
Weihe für die erhabene Handlung, welche eben vollzogen war,
die Mahnungen der Kreuzprediger, welche zu dieser Zeit von
neuem ihren Ruf erhoben und auch ihm die Sache der Christen¬
heit an das Herz gelegt hatten, waren auf empfänglichen
Boden gefallen. Andere religiöse Feierlichkeiten schlossen sich
an, nichts aber erregte staunendere Andacht, als dies: die
Leiche des heiligen Karl wurde in einen neuen prachtvollen
Sarg gelegt, welcher mit zwölf in Gold und Silber getrie-