Full text: Friedrich II., der Hohenstaufe

27 
Lauterkeit ihres Ordens ab, sind so voll frechen Stolzes, daß 
sie selbst die Kirche, welche nicht nachläßt, den Tempelrittern 
Gutes zu erzeigen, beschmutzen. Sie fröhnen dem Geize und 
dämonischen Lehren, lassen jeden gemeinen Menschen um ge¬ 
ringen Preis an ihrer Leidenschaftlichkeit Theil nehmen; ihr 
Ordenskleid ist eine heuchlerische Lüge." Ein solches Gemälde 
von dem Geiste, der in diesem Orden waltete, entwirft das 
Haupt der Kirche! und durch viele andere Beweise ist es ver¬ 
bürgt, daß der geistliche Charakter besonders diesem geistlichen 
Orden fremd geworden war; in der Anhäufung von Schätzen 
und der Erwerbung von Gütern, auch im Abendlande, und 
in weltlicher Sinnenlust war er seinem Berufe untreu ge¬ 
worden, und anstatt die Christen daheim für die heilige Sache 
zu erwärmen, wirkte er abschreckend. Der deutsche Orden, für 
dessen Hauptthätigkeit übrigeus zu dieser Zeit ein anderes 
fruchtbareres Feld, als es Palästina sein konnte, gefunden 
wurde, war der edelste. Erst bei dem dritten Kreuzzug (1191) 
gestiftet, war er jetzt gerade in der Zeit des Werdens begrif¬ 
fen, voll der frischesten Triebkräfte. „Die deutschen Hospital¬ 
herren der heiligen Maria zu Jerusalem" zeichneten sich durch 
christliche Sitte und emsige Thätigkeit für die Sache Christi 
aus; der — man kann sagen — edelste Mann der Zeit, 
Hermann von Salza, stand an ihrer Spitze; hoch angesehen 
bei Papst und Kaiser war er immer im Sinne des Friedens 
thätig, die allgemeinen Interessen im Auge war er unablässig 
bemüht, die Gewalten, welche zum Zusammenwirken berufen 
waren, auf ihre Pflicht hinzuweisen, seine Frömmigkeit war 
aufrichtig, für die weltlichen Geschäfte war er begabt, wie 
einer, indem er Beredtsamkeit besaß und mit durchdringendem 
Verstände verworrene Fragen zu lösen verstand; eine uner¬ 
müdliche Thätigkeit entwickelte er, um seinen Orden immer 
neuen und größeren Aufgaben entgegenzuführen. Seit 1216
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.