Full text: Friedrich II., der Hohenstaufe

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Mittelalters den Nachkommen der Römer und der Griechen 
in Italien geblieben war, und den Kunstsinn, welchen auch 
die Gegenwart zeigte, mit der Armuth verglich, welche dort 
trotz des mächtigen Aufschwungs der Hohenstaufenzeit herrschte. 
Aber auch die politische Stellung, welche er hier einzunehmen 
hatte, dünkte ihm — wie oben angedeutet — wichtiger und 
der Genuß der monarchischen Rechte, welche er sich hier er¬ 
worben hatte, erfüllte ihn mit größerem Selbstgefühl und 
stolzerer Befriedigung. Denn — um hier den zweiten Punkt 
weiter auszuführen — Friedrich's Wesen war von einem hohen 
Ideale der Herrscherwürde getragen. Für seinen Sohn Kon¬ 
rad drückte er sich so aus: „die Könige werden geboren und 
sterben wie andere Menschen; sind sie denselben nicht an 
Tugend und Weisheit überlegen, so regieren sie nicht, sondern 
werden regiert; ihre Einfalt und Schlechtigkeit stürzt mit 
ihnen selbst ihre Völker in's Verderben;" uud in der Ein¬ 
leitung der Verfassung, welche er dem Königreich Sicilien 
gab, hieß es: „es ist der Beruf des Königthums für Recht 
und Ordnung zu sorgen; im Rom übertrugen die Bürger wohl¬ 
weislich das Recht der Gesetzgebung und die Herrschaft auf den 
Kaiser. Der Kaiser ist das vorzüglichste Gesetz auf Erden. 
Wir sind deshalb entschlossen, auf die Vernichtung der Re¬ 
bellen bedacht zu sein und zwar in Uebereinstimmung mit dem 
Willen des Allmächtigen, denn mit Recht sind unsere Rebellen 
denen gegen das himmlische Reich gleich zu achten." In 
jenem Ausspruche erscheint er wie sein großer Namens¬ 
genosse auf dem preußischen Thron, in dieser Verkündigung 
ist er der alte römische Imperator, dessen Wille sich als Ge¬ 
setz der ganzen Welt kund gab. Das mittelalterige König¬ 
thum , welches in den Zusammenhang der Lehensverfassung 
gehört, mit seinen losen Formen und seinen geringen Rechten 
war seiner Natur nicht entsprechend, Friedrich strebte nach der
	        
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