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Das Schloß ist der Sitz eines zweiten Großherzoges von Mecklen-
bürg, dessen Land nach der Residenz nun Mecklenbnrg-Strelitz
genannt wird. Tie Residenzstadt selbst aber hat in ihrem Namen
noch den Zusatz „Neu" zum Ausdrucke dafür angenommen, daß sie
der Stadt Schwerin gegenüber die jüngere Schwester ist und ihr
jugendliches Alter in der That auch durch das neue Residenz-
schloß, die neue Schloßkirche und die neueren Parkan-
lagen bezeugen kann.
Nördlich von der Hauptstadt Neustrelitz treffen wir auch in
dem östlichen Großherzogtume Mecklenburg ein Nebenschloß an,
das zur Sommerresidenz der großherzoglichen Familie dient. Es
führt den Namen Hohenzieritz und ruft uns das Andenken der
edelsten Tochter der genannten Fürstenfamilie ins Gedächtnis. In
diesem Schlosse schloß ja die Königin Lnise ihre Augen (19. Juli
1810), nachdem sie während der napoleonischen Herrschaft den
Fall ihres Volkes, in ihren Söhnen aber die Hoffnung der Er-
Hebung desselben erlebt hatte.
Auch Neustrelitz wird durch seine Lage, seine Schlös-
ser, seine Anlagen und geschichtlichen Erinnerungen zu
einer Hauptstadt der Großherzogtümer, aber im Gegen-
satze zu Schwerin zu einer östlichen und einer nenen.
Zusammenfassung.
7. Zwischen Schwerin, der westlichen Hauptstadt, und Neu-
strelitz, der östlichen, liegt die „Vorderstadt" Güstrow (13 T.)
mitten in der Thalmulde des Landes. Zwar will das Beiwort
Vorderstadt in der landesüblichen Sprache nur ausdrücken, daß
Güstrow früher die Hauptstadt eines besonderen mecklenburgischen
Fürstentümer bildete, indes können wir diesen Namen, um die
Eigenart der Stadt zn verstehen, auch auf andere Verhältnisse der-
selben sofort anwenden.
So nimmt Güstrow eine Art Vorrang unter den Städten
Mecklenburgs schon dadurch eiu, daß es sich eines reichen Gruud-
besitz es erfreut. Zu dem Eigeutume der Stadt gehören Wiesen-
flächen, die sich meilenweit ausdehnen, und aus denen stattliche
Rinderherden weiden. Zu dem städtischen Besitze gehören ferner
große Ackerflächen, die Kartoffeln, Korn und Weizen tragen. Auch
sind der Stadt ausgedehnte Wälder eigen, in denen kräftige Eichen
grünen, schöne Buchen wachsen und dunkle Föhren ihre Wipfel
runden. Diese städtischen Grundstücke gaben bisher einen so hohen