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bemie genannt) unb hielt mit ihnen regelmäßige Sitznngen ab. Um babet
ben Unterschieb ber Stänbe anzuheben unb jebem Teilnehmer seine Ehre
nach seinem geistigen Werte zu geben, führten bie Mitglieber ber Akabemie
besonbere Namen: Karl hieß Davib, Alkuin Flaecus, Einharb, ber Ratgeber
Karls bei seinen Bauten, nach bem Erbauer ber Stiftshütte Beseleel
(2. Mos. 35, 30 u. 31); anbere hießen Samuel, Homer. Diese Namen kenn¬
zeichnen trefflich bie geistige Richtnng bieser Männer: klassisches Alter¬
tum unb Bibel ober bie Vereinigung antiker Wissenschaft
unb Kunst mit christlicher Religion erschien ihnen als Jbeal
ber Bilbung.
Karls Akademie. Vgl. Friedrich den Großen mit seinen Gelehrten in
Rheinsberg und Sanssouci, Karl August und den Weimarer Mnsenhos. Goethe,
Tasso.
In biefem Kreise war Karl bie brangenbe, treibenbe Kraft. Seinen
Zeitgenossen fiel sein Wissensburst auf; er gehörte zu ben Menschen, benen
es eine Qual ist, etwas nicht zu verstehen. Mit Ehrfurcht unb freubiger
Hingabe lesen wir, was Einharb über bas wissenschaftliche Streben bes
Kaisers im 25. Kapitel von „Kaiser Karls Leben" berichtet: „Reich unb
sicher floß ihm bie Rebe vom Munbe, unb was er wollte, konnte er leicht
unb klar ausdrücken. Es genügte ihm jeboch nicht an seiner Muttersprache,
sonbern er verwenbete auch aus bie Erlernung srember großen Fleiß: im
Lateinischen brachte er es so weit, baß er es wie Deutsch sprach; bas
Griechische aber konnte er besser verstehen als selber sprechen. Dabei war
er so berebt, baß er fast geschwätzig erscheinen konnte. Die eblen Wissen¬
schaften pflegte er mit großer Liebe; bie Meister in benfelben schätzte er
ungemein unb erwies ihnen hohe Ehren. In ber Grammatik (worunter
man bie Beschäftigung mit ber lateinischen Literatur verstaub) nahm er
Unterricht bei bem Diakonus Petrus von Pisa, einem hochbejahrten Manne;
in ben übrigen Wissenschaften ließ er sich von bem Diakonus Minus, mit
bem Beinamen Alkuin, unterweisen, einem in allen Fächern gelehrten
Manne, ber von sächsischem Geschlecht war unb aus Britannien stammte.
In dessen Gesellschaft wandte er viel Zeit unb Mühe auf, um sich in ber
Rhetorik, Dialektik, vorzüglich aber in ber Astronomie zu unterrichten. Er
erlernte bie Kunst zu rechnen unb erforschte mit emsigem Fleiß unb großer
Wißbegierbe ben Lauf ber Gestirne. Auch zu schreiben verstaub er unb
pflegte beswegen Tafel unb Büchlein im Bett unter bem Kopfkissen mit
sich herumzuführen, um in müßigen Stunden feine Hanb an bie Gestaltung
von Buchstaben zu gewöhnen. Jnbes brachte er es hierin mit feinen Be¬
mühungen nicht weit, ba er es zu spät angefangen hatte." (Geschicht¬
schreiber ber beutfchen Vorzeit.)
Das erlangen, was ihm an höherer Bilbung fehlte, war Karls un¬
ablässiges Streben. Er machte sein persönliches Bedürfnis auch zum Grund-