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unter eigenen Häuptlingen; aber wer die größeren Abteilungen befehligen
sollte, das bestimmte nun nicht mehr das Ding der Heermänner, sondern
der Wille und Befehl des Kaisers. Die Bahn des Ruhms lag wie ehe¬
dem offen vor dem gotischen Helden; wie weit er auf ihr gelangen werde,
das hing nun ab von der Gunst des Kaisers. Im Dienste des Kaisers
Ruhm und Ehre zu gewinnen, das war das Ziel, um das gotische Männer
jetzt miteinander rangen.
Beobachtungen. 1. Politik des Theodosius. Ihr Ziel: Aus¬
saugung der Goten durch die Römer, Assimilation, Romanisierung. — Ihre
Mittel: Nachgeben und dadurch Macht gewinnen. Ehre geben und dadurch Zu¬
neigung erwerben. Vertragstreue. Teile und herrsche! 2. Athanarich. Ersah
das Heil seines Volkes im Kampfe gegen Rom und das Christentum;
doch der Erfolg blieb ihm versagt. — Er ward überwältigt von der
Kultur, dem Reichtum und der Macht des Kaiserreichs. — Er sah nun das
Heil seines Volkes im Dienste für Rom.
Dahn I, 337. „In jenen Jahren war die Nation schwer von der Gefahr
bedroht, der schwersten, welche eine Nation um das oberste aller Güter bringt,
ihre Sonderheit als Volk einzubüßen und in einem staatlosen Landsknechtwesen,
in einem römischen Solddienst aufzugehen und als Nation unterzugehen."
5. Theodosius und Arbogast. Auch am Rheine war das Reich
fortwährend bedroht. Streifscharen der Franken plünderten ungestört weite
Gebiete Galliens und brachten ihre Beute ruhig in Sicherheit. Theodosius
wußte nur dadurch zu helfen, daß er einen Franken, Arbogast, der in
römischen Dienst getreten war, weil fein Geschlecht sich mit den andern
Fürstenhäusern entzweit hatte, zum magister militum (Feldmarschall) des
gallischen Heeres ernannte und ihm die Verteidigung der Rheingrenze
übertrug. Arbogast löste seine Aufgabe glänzend. Doch der Erfolg machte
ihn selbstbewußt und fchuf ihm Neider und Hasser. Der junge Kaiser des
Westens, Valentinian II., wollte sich der ihm und seinen Kämmerlingen
unbequemen Vormundschaft Arbogasts entledigen. In voller Ratssitzung,
vom goldenen Stuhle herab überreichte er Arbogast die Urkunde seiner
Entlassung. Doch der antwortete: „Du hast mir die Würde nicht
gegeben, und du kannst sie mir auch nicht nehmen," nahm Valentinian
gefangen, ließ ihn erdrosseln und ernannte den Römer Eugenius zum
Kaiser. Ganz Westrom erkannte an, was ein Germane ihm aufgezwungen;
Eugenius trug den Namen des weströmischen Kaisers, Arbogast hatte die
Macht. Durfte Theodosius den Gewaltherrscher anerkennen, die Empörung
seines magister militum gutheißen? Am Frigidus, nicht weit von
Aquileja, trafen die Heere des Theodosius und Eugenius aufeinander.
Eugenius ward ergriffen und sofort enthauptet; Arbogast entkam zwar,
gab sich aber wenige Tage später aus der Flucht selbst den Tod.
So war Theodosius Alleinherrscher, doch vier Monate später, im Januar 395,
starb er.