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5. Der Ungarneinfall 924. Es ist eine allgemeine, dnrch
Tausende von Beispielen begründete Erfahrung, daß Streitigkeiten
int Innern eines Reiches dessen äußere Feinde zu kriegerischen Unter¬
nehmungen anreizen. Weil zerrissen von Fehden, darum hatte das
Reich unter den letzten Karlingern und unter Konrad I. fortgesetzt
Einfall, Raub und Plünderung der Dänen, Slawen und Magyaren
ertragen müssen. Die Kriege Heinrichs gegen die Herzöge um die
Anerkennung seiner Königsgewalt betrachteten die Magyaren als
günstigen Zeitpunkt zu neuen Einfällen. 924 erschienen sie. Widu-
find (I, 32) erzählt: „Als nunmehr die inneren Kämpfe ruhten
(falsch, sie ruhten erst 925), durchzogen wiederum die Ungarn ganz
Sachsen, steckten Städte und Dörfer in Brand und richteten aller¬
orten ein solches Blutbad an, daß eine gänzliche Verödung durch
sie drohte. Der König aber befand sich in der festen Stadt Werla.
Denn er traute feinen unbeholfenen, an offene Feldschlacht nicht ge¬
wöhnten Kriegern nicht einem so wilden Volke gegenüber. Welch
eine große Verheerung sie aber angerichtet und wieviel Klöster sie
in Brand gesteckt, haben wir für besser erachtet zu verschweigen, als
daß wir unsere Unglücksfälle noch durch Worte er neuen. Es traf
sich aber, daß einer von den Fürsten der Ungarn gefangen und ge¬
bunden vor den König geführt wurde. Diesen liebten die Ungarn so
sehr, daß sie als Lösegeld für ihn eine ungeheure Summe Goldes
und Silbers anboten. Doch der König, das Gold verschmähend,
forderte anstatt dessen Frieden und erhielt ihn auch endlich, so daß
gegen Rückgabe des Gefangenen und durch andere Geschenke ein Friede
aus neun Jahre geschlossen wurde."
Heinrich stellte sich und den Seinen die Frage: Weshalb ver¬
mochten wir den Magyaren nicht zn widerstehen?
1. Wir erinnern nns zunächst der schon mehrfach gemachten Be¬
obachtung, daß Barbarenheere feste Plätze nicht einzunehmen vermögen:
Der vergebliche Ansturm der Cimbern und Teutonen gegen das
feste Lager des Marius.
Armins Oheim Jnguiomer kann das römische Lager nicht stürmen.
Die Westgoten in Ostrom; Friede den Mauersteinen!
Attila in Italien.
W i r erinnern uns ferner, daß das Ende des 9. und der Anfang des
10. Jahrhunderts von Kriegen erfüllt waren; wir gedenken der vielen in¬
neren Wirren in Deutschland, der Magyaren- und Normanneneinfälle, unter
denen Westfranken, Deutschland und auch Italien litt. Es war ein lang¬
andauernder Zustand der Unruhe und Friedlosigkeit.
Heinrich: Meine Burg Werla haben sie nicht erobert. Die bot mir
und den flüchtigen Bewohnern der Nachbarschaft Schutz; die war auch
ein Stützpunkt der Verteidigung. Von da aus gelang es uns
doch wenigstens, den Magyaren im Kleinkriege beizukommen, einen ihrer
vornehmsten Führer gefangenzunehmen. Aber Sachsen und Thüringen