Full text: Ottonen und Salier (Teil 3)

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gleichsweise denke man an den Kreis Schlensingen und den Kreis Ziegen¬ 
rück, die beide Preußen 1815 erwarb, um, wie es 1806 erkannt hatte, 
den Weg werraabwärts (Meiningen—Eisenach), den Übergang nach der 
Gera und Ilm (Erfurt-Weimar) und den Eingang ins Saaletal zu be¬ 
herrschen. 
Die Angliederung der genannten Marken an Bayern begünstigte die 
deutsche Einwanderung dahin. 
5. Der liudolfingische Ausstand. 
Wie anders war die Stimmung der Königsfamilie im Herbst 
952 gegen den Frühling 951, wie anders auch die politische Lage! 
Eine ueue Mutter war da, jung, schön, geistreich; ihr Einfluß auf 
den König wuchs zusehends. „Er hatte um sie nicht gefreit, um 
einer zärtlichen Neigung zu genügen, sondern um seiner und ihrer 
Stellung willen; aber die Liebe kettete bald den großen Kriegsfürsten 
an dieses reizende Weib mit unauflöslichen Banden." (Giesebrecht I, 
363.) Heinrich, dereinst des Bruders schlimmer Feind, war jetzt dessen 
vertrauter Ratgeber und bevorzugter Günstling. Unter dem allen 
litt Lindols schwer, ob ganz oder überhaupt mit Recht? Er grollte 
wegen des harten Tadels über seinen italienischen Zug, wegen der 
Bevorzugung Heinrichs, wegen des wachsenden Einflusses der Stief¬ 
mutter; denn er sah Stiefmutter und Oheim die Stellung einnehmen, 
die nach seiner Meinung ihm, dem erwählten Nachfolger, zukam. 
Sein Schwager Konrad trat ihm bei, weil verletzt wegen der Nicht¬ 
bestätigung seiner Abmachungen mit Berengar. „Wie so oft im 
früheren Mittelalter aus Vorkommnissen persönlicher Natur politische 
Entschlüsse erfloffen sind, so scheint sich Konrad aus persönlicher 
Erbitterung auf Lindolfs Seite gestellt zu haben." (Lamprecht ll, 147.) 
Die Söhne waren entgegen der neuen Mutter und dem Oheim, und 
darum dem Vater, darum waren sie als Herzöge Feinde des Königs. 
Sie erhoben die Waffen. Ein persönlich-dynastischer 
Streit stürzte das ganze Reich in neuen schweren inneren Krieg; 
denn eine territorial-partiknlaristische Opposition 
kam verschärfend hinzu. 
In Bayern, Schwaben und Lothringen erhoben sich gegen die 
von Otto eingesetzten Herzöge Angehörige der alten Herzogsgeschlech¬ 
ter; in Sachsen griffen zwei Neffen Hermanns des Billuugers zu 
den Waffen; die Bischöfe und Äbte begannen in ihrer Treue zu 
wanken. Otto mußte den Aufrührern Zugeständnisse machen, er konnte 
diese widerrufen, Lindolf und Konrad des Herzogtums entsetzen, aber 
er konnte den Aufstand doch nicht dämpfen. Da kam der innere Friede 
zustande durch den Drnck der äußeren Feinde, der Ungarn. Bisher 
war ihnen Herzog Heinrich tapfer und erfolgreich entgegengetreten.
	        
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