Full text: Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern (Teil 4)

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b) Die Turniere. 
Das Wort Turnier zeigt, daß diese Art der Waffenspiele, wie 
überhaupt die Formen des Rittertums, von Frankreich her sich ver¬ 
breitet hat, denn es stammt von dem französischen Wörter tourner 
= wenden (mit dem Pferde wenden, schwenken). 
Der Ritter mußte Gelegenheit haben, auch in Friedenszeiten 
seine Geschicklichkeit in den Waffen praktisch zu erprobeu, und er 
mußte durch die Möglichkeit, diese seine Geschicklichkeit öffentlich be¬ 
weisen und bewundern lassen zu können, dazu angespornt werden, 
diese Geschicklichkeit dauernd und möglichst intensiv zu Pflegen. 
Siehe die Wettspiele der Griechen. 
So wurden — meist von Fürsten — öffentliche Kampfspiele ver¬ 
anstaltet, zu denen alle, die sich als zum ritterlichen Stande gehörig 
ausweisen konnten, Zutritt hatten. Herolde zogen umher und ver¬ 
kündetem, daß der oder der Fürst an dem oder den: Tage ein Turnier 
abhalten wolle, zu dem alle, die ,-,zu Schildesamt berufen" seien, ge¬ 
laden würden, um dort ritterliche Künste darzutun. 
Entweder im Turnierhofe der Burg oder auf einem freien Platz 
der Stadt versammelten sich dann am festgesetzten Tage die Ritter. 
Tribünen für den Fürsten und fein Gefolge waren erbaut, die „Damen 
im schönen Kranze" schauten vom Balkon oder den Tribünen herab 
den Kampfspielen zu. 
Grieswärtel, Aufsichtsbeamte, prüften die aufgestellten Schilde 
und Helme der Ritter und stellten die Ritterwürdigkeit ihrer Besitzer 
fest. Dann gaben Trompetenstöße das Zeichen zum Beginn des Tur¬ 
niers, und nachdem die Regeln des Kampfes von einem Herold aufs 
neue verkündet waren, begannen die Kämpfe. 
Sie waren zweierlei Art: Tjost oder Buhurd. Der Tjost war 
ein Einzelkampf zweier Ritter, bei dem es darauf ankam, den Gegner 
im raschen Anrennen mit der Lanze durch einen wohlgezielteu Stoß 
gegen dessen „Tartfche" vorn Pferde zu werfen. Dabei zersplitterten 
wohl die Lanzen, neue wurden gereicht, und das Stechen wurde bis 
zu beiderseitiger Ermüdung oder bis zur Besiegung des einen Gegners 
fortgeführt. 
Der „Buhurd" war ein Maffenkampf zweier Haufen Ritter 
gegeneinander. Brausend stoben die gepanzerten Hausen gegenein¬ 
ander; hier zersplitterten Lanzen, und Knappen eilten mit neuen 
Lanzen herbei; dort war ein Ritter vom Pferde gestochen, Knappen 
sprangen herzn, ihn aufzuheben; dort wälzten sich Roß und Reiter 
am Boden, und mit schwerer Mühe zogen die Knappen den bedrängten 
Herrn unter seinem Pferde hervor. Dort waren zwei Gegner nach 
Zersplitterung ihrer Lanzen vom Pferde gesprungen und hieben mit
	        
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